Die FHT setzt sich aktiv gegen Diskriminierungen aller Art ein und beobachtet die aktuellen sozialpolitischen Entwicklungen in Österreich daher unter dem Blickwinkel sozialer Gerechtigkeit.
Dabei stellen wir mit Sorge fest, dass das Prinzip Fair Play im Umgang mit Benachteiligten in der Gesellschaft derzeit keine große Rolle spielt. Anstatt Fouls anzuzeigen und am Boden Liegenden aufzuhelfen, wird derzeit noch weiter nach unten getreten – Um die Metapher zu strapazieren: Es geht für viele Menschen in dieser Gesellschaft nicht mehr darum, am Ball zu bleiben, sondern darum, überhaupt noch mit am Feld stehen zu dürfen. Ausschlussprozesse werden mit hoher Intensität und Geschwindigkeit vorangetrieben.
Das Bündnis „Sozial, aber nicht blöd“ ruft aufgrund dieser Entwicklungen für den 12.10.2018 zu einem Aktionstag gegen die Kürzungen im Sozialbereich auf, da von diesen Einsparungen jene betroffen sind, die ohnehin wenig haben, und soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit dadurch weiter zunehmen. Die Freund*innen der Friedhofstribüne solidarisieren sich mit dem Aufruf zum „Aktionstag gegen sozialen Kahlschlag“, der hier leicht abgeändert wiedergegeben wird:
Die Beschäftigten im Sozialbereich sind im öffentlichen Auftrag tätig. Ziel Sozialer Arbeit ist es, allen Personen ein Leben in Würde zu ermöglichen, die Teilnahmechancen von Einzelpersonen und Bevölkerungsgruppen an der Gesellschaft zu erweitern und Ausschlüsse zu verhindern. Dies basiert auf Grundlage von menschen- und völkerrechtlichen Bestimmungen, die sich in Landes- und Bundesgesetzen abbilden. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden laut globaler Definition die Grundlage der Sozialen Arbeit.
Sozialarbeitende kennen die Lebenswelten und -umstände von an den Rand gedrängten Menschen und sind so in der Lage, durch expliziten oder impliziten Auftrag deren Anliegen öffentlich zu machen. Sie haben aufgrund ihres fachlichen Wissens die Aufgabe, auf gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren und auf Marginalisierungs- und Exklusionsprozesse hinzuweisen, die ein Leben in Würde für alle Menschen gefährden können.
Derzeit werden durch die Bundesregierung – ohne Einbezug von Expert*innenwissen – zahlreiche Gesetzesänderungen vorgenommen. Diese Änderungen höhlen rechtsstaatliche Grundwerte und Selbstbestimmungsrechte sowie Menschenrechte aus und erschweren den Zugang zu Qualifizierungs- bzw. Beschäftigungsmöglichkeiten ebenso wie zu Gesundheitsleistungen, Wohnraum und psychosozialer Unterstützung. Auf regionaler Ebene werden Menschen zudem aus dem öffentlichen Raum verdrängt. Gleichzeitig werden die Mittel für soziale Einrichtungen auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene gekürzt.
Aufgrund der Einsparungen sehen sich Sozialarbeitende mehr und mehr dazu gezwungen, entgegen ihrer professionellen Haltung und ihres fachlichen Wissens zu agieren. Zusätzlich zu diesen fachlichen Zumutungen werden Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen prekarisiert und der Druck auf die Mitarbeitenden erhöht.
Die auf Soziale Arbeit Angewiesenen sind von Kürzungen im Sozialbereich am massivsten betroffen, weil sich ihre Chancen für gesellschaftliche Partizipation und ihre Möglichkeiten zu einem autonomen Leben in Würde weiter verschlechtern. Zudem erhalten von Marginalisierung bedrohte oder betroffene Personen keine passgenaue Unterstützung, und dieser Personenkreis wächst durch die bereits erfolgten oder geplanten Kürzungen von Sozialleistungen zunehmend. Die Spaltung der Gesellschaft und ein Ausschluss von bestimmten Personen(gruppen) werden damit vorangetrieben. Volle gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben werden für immer mehr Menschen erschwert
Aus den genannten Gründen sind alle – nicht nur im Sozialbereich tätigen Personen – aufgerufen, sich
– im Interesse einer offenen und demokratischen Gesellschaft
– im Interesse der auf Soziale Arbeit Angewiesenen, Nutzer*innen und Klient*innen
– im eigenen Interesse gegen Kürzungen im Sozialbereich aufzutreten und sich an einer der Veranstaltungen am 12.10.2018 zu beteiligen.