WSK 1B: Trainer Norbert Schlösinger im Gespräch

Kurz bevor auch die 1B am Samstag in die Meisterschaft startet, hat sich Trainer Schlösinger die Zeit genommen, um über die 1B zu sprechen, die er seit letztem Sommer betreut. Mit dem Erreichen des Toto-Cup Finales im Happel-Stadion gelang den Dornbacher Fohlen wahrscheinlich DER emotionale Höhepunkt des abgelaufenen Fußball-Jahres – mal schauen, was sich Norbert Schlösinger vom heurigen Jahr so erwartet.

Noch ein kurzer Einschub – die erste Runde der Oberliga-A Meisterschaft gibt’s am Samstag:

Samstag, 18.8.2012 – 17.00 | 1.R 2012/13 – Oberliga-A
Wolfersberg – Wiener SK 1B
Kinkplatz – Austria XIII 

Die Mannschaft freut sich wie immer, wenn’s der eine oder andere FHTler (und natürlich auch nicht-FHTler) schafft zu kommen.

FHT: Vielen Dank erst mal, dass Du Dir Zeit nimmst. Beginnen würde ich gern mit den Veränderungen gegenüber der vergangenen Saison. Das Los des U23 Trainers ist es ja Veränderungen hinzunehmen.

Norbert Schlösinger: Ja, das schon. Es ist aber auch gut zu sehen, dass es eine Entwicklung gibt. Yannick spielt in der Ersten, Dogi und Fuat (Anmerkung: Marko Dogas und Fuat Karacan) trainieren oben mit, Brem ist zum FAC gegangen, Peter Kohlhauser ist nach Mistelbach gegangen, weil er in einer Kampfmannschaft spielen wollte, Grozurek zur Post. Das ist schon eine Bestätigung der eigenen Arbeit. Einerseits tut’s mir leid, weil alles sehr guate Buam waren, andererseits ist das schon der richtige Weg.

Torwartfrage – Qual der Wahl. Hakan Kara wird wohl weiter die Nummer 1 sein, Ganglberger wird aber auch wieder dabei sein und mit Philipp Klose ist ein weiteres Talent nach Dornbach zurückgekehrt.

Das ist eine Entscheidung des Tormanntrainers. Haki wird sicher vor allem bei uns spielen, wie das dann ist, wenn Schurli (Anmerkung: Ganglberger) wieder fit ist, weiß ich noch nicht. Aber wie gesagt, das wird vor allem auch eine Entscheidung von Tormanntrainer Eisschiel sein. Philipp Klose weiß von der Situation, wir haben mit ihm gesprochen, dass er hauptsächlich auf der Bank sitzen wird – das hat er akzeptiert, es ist für ihn in Ordnung. Er ist auf jeden Fall ein Tormann auf den man sich verlassen kann.

Nun aber zur Vorbereitung – welche Schwerpunkte möchtest Du hier setzen, körperlich, taktisch, technisch? Sicherlich ist die Schaffung der körperlichen Voraussetzungen mal der erste Schritt.

Der erste Schritt ist mal, dass man Verständnis für den Fußball vermittelt, dass die Spieler Fußball leben. Wenn man sich den 96er Jahrgang anschaut, der jetzt raufkommt, dann fehlt’s hier meiner Meinung nach an allen Ecken und Enden – vor allem taktisch sind sie in einem Bereich, wo ich nicht geglaubt hätte bei Null anfangen zu müssen. Und ganz wichtig ist, dass sich die Spieler – v.a. die Neuen – an ein schnelleres, körperbetontes Spiel gewöhnen. Das Durchsetzen gegen Erwachsene ist ein wichtiger Punkt und die Voraussetzung, um sich auch in der Regionalliga behaupten zu können.
Der Sprung von der Oberliga in die Regionalliga ist schon sehr groß. Man muss den Jungen Zeit lassen, denn nur weil sie in der Oberliga Top-Leistungen bieten, heißt das nicht, dass sie sich auch in der Regionalliga gleich durchsetzen.
Bei Yannick (Anm.: Soura) hat’s ein wenig gedauert – er hat jetzt auf jeden Fall die körperlichen Voraussetzungen und versteht jetzt nicht nur, was ich von ihm verlange, sondern auch was das Trainerteam der Kampfmannschaft sich von ihm erwartet.
Dogas ist auch ein Riesenfußballer, ein wirklich riesiger Kicker – nur fehlt es da noch am Körperlichen, daran muss er noch arbeiten.

Mit welchem spielerischen System wirst Du diese Saison angehen. Im letzten Frühjahr hast Du meist eine einzelne Sturmspitze, dahinter drei offensive Mittelfeldspieler aufgeboten. Bleibt’s dabei oder wird das in Hinblick auf die Kampfmannschaft geändert, die ja im Frühjahr auch oft so gespielt hat, mittlerweile aber eigentlich meist mit zwei Sturmspitzen agiert?

Es ist sicherlich so, dass ich mich nach dem Spielermaterial richte, das vorhanden ist. Es kommt halt dann drauf an, wen ich zur Verfügung hab bzw. wer auch von oben runterkommt. Ich kann nicht mit 4-4-2 spielen, wenn ich keine zwei Stürmer habe. Man muss aber auch sagen, dass es kein starres System geben darf, ich verlange ja auch, dass im Ballbesitz, auf ein 4-3-3 umgeschalten wird, defensiv aber wieder das 4-2-3-1 greift.

Das ist im Frühjahr sehr auffällig geworden – ebenso wie an der linken Außenbahn auch der Offensivdrang von Linksverteidiger Rade Josipovic sehr auffällig war.

Es ist jetzt ein bissl schwierig bei Rade. Er ist leider erst knapp nach Anfang August aus dem Urlaub gekommen. Dadurch wird er wohl am Anfang nicht gleich gesetzt sein. Da mache ich schon Abstriche, jeder muss ersetzbar sein.
Der Kader ist jedenfalls groß genug, wir werden jetzt ein halbes Jahr lang schauen, wer mitzieht im Programm. Das wird viel Arbeit, aber wer nicht mitzieht, hat beim Wiener SK keine Chance. Mein Spiel besteht aus Leidenschaft, das muss man am Platz auch erkennen.

Wie ist die Abstimmung zwischen U23 und Kampfmannschaft– sehr eng, gibt’s da regelmäßigen Austausch?

Wir sind in der schönen Situation, dass wir vom Zeugwart über den Physiotherapeuten bis zu Trainer Maresch ein Team und auch Freunde sind. Die Zusammenarbeit ist hervorragend, wir tauschen uns fast täglich über die aktuelle Situation aus.

Das nächste Stichwort auf meinem Zettel: Ziele für die Saison. Gibt’s da eine „Punkte-Latte“, die man überspringen möchte?

Nein, also von den Punkten gibt es keine Vorgabe. Ziel ist aber sicherlich, dass wir weitere 2-3 Spieler aus der 1B näher an die Kampfmannschaft heranführen, dass sie mittrainieren und auch dort mitmischen, sich entwickeln können. Aber bezüglich Tabellenplatz oder Punktestand gibt’s für mich überhaupt keine Vorgabe.
Das Ziel ist es, die Spieler näher an den Erwachsenenfußball heranzuführen.

Mit der Entwicklung des Teams konnte man ja im Frühjahr schon zufrieden sein. Verletzungsbedingte Ausfälle wurden kompensiert.

Der Herbst war noch ein bisschen Berg- und Talfahrt. Das eine Spiel so, das andere wieder so. Aber im Frühjahr ist es dann v.a. taktisch wesentlich besser geworden, auch von der Einstellung hat sich im Winter sehr viel zum besseren gewendet.
Aber grad bei einer U23 darf man nicht alles am Ergebnis messen, da kann man auch mal 0:3 verlieren und trotzdem Fortschritte sehen.
Die Eigendynamik im Toto-Cup hat dann natürlich auch geholfen. Die Mannschaft hat gesehen, dass sie auch mit höherklassigen Teams mithalten kann und das hat sich auch in die Meisterschaft durchgezogen. Ich bin auf jeden Fall sehr stolz auf die Mannschaft und hoffe, dass wir das heuer wieder ähnlich hinkriegen. Es wird zwar vielleicht wieder ein bisschen dauern, aber ich bin überzeugt, dass wir die Burschen finden, die das wieder umsetzen.

Ich freu mich zum Beispiel schon auf Kostic und auf die Rückkehr von Balnik.

Ja, der ist sehr bemüht, körperlich gibt’s das aber schon noch Nachholbedarf, aber er hat absolut Potential. Auch Balnik kommt schön langsam wieder zurück (Anmerkung: Ben Balnik hat sich im Frühjahr verletzt, ist aber bereits wieder im Training). Er spielt wieder phasenweise, es dauert sicher aber noch 2-3 Wochen, bis er wieder voll da ist. Balnik ist trotz seines Alters (Anmerkung: 95er Jahrgang) ein Vorbild im Team. Er ist im Training und Spiel immer voll da, versteht worum’s geht. Ben hat im Frühjahr sicherlich sehr viel dazu beigetragen, die durch die Verletzungen entstandene Lücke zu füllen.

Der Kontakt im Trainerteam ist ja – wie Du sagtest – sehr eng. Gibt es auch seitens der sportlichen Leitung im Verein Vorgaben?

Wir haben jedenfalls nicht die finanziellen Mittel uns die Kapazunder zu kaufen. Und natürlich ist es dann naheliegend, dass wir schauen, aus unserem Nachwuchs Spieler zu entwickeln. Das ist auch, was wir mit der sportlichen Leitung so besprochen haben.

Gibt’s einen Wunsch Deinerseits ans U23-Christkind? Hast Du da einen spontanen Einfall – mehr Trainingszeiten, größere Plätze, etc?

Natürlich wären mehr Zeiten, mehr Platz wünschenswert. Wir sind ja doch 30-32 Leute, immerhin haben wir aber wenigstens an den Montagen einen ganzen Platz, die restlichen Tagen nur einen halben Platz. Das ist natürlich schwierig. Aber – das möchte ich an dieser Stelle auch sagen – vielen Dank an Thomas (Anmerkung: Herzig (Platzwart)), dessen Spitzenarbeit es möglich macht, dass wir am Rasenplatz trainieren können. Im Winter wird das aber vermutlich schon ein Problem werden.
Ich bin aber prinzipiell kein Raunzer, mehr Platz gibt’s nicht, es ist, wie es ist und wir werden das Beste draus machen.

Soviel zur Mannschaft – eine Frage, die mich persönlich noch interessiert, da Du ja noch zu Zeiten des WSC gespielt hast. Verfolgst Du die Vorgänge bezüglich der Rückführung eigentlich?

Ich hab – ehrlich gesagt -wenig Durchblick von dem ganzen . Ich kenne die Probleme nicht genau, befasse mich damit aber – zugegeben – auch nicht genau. Wichtig wäre, dass alle an einem Strang ziehen – angefangen von der Klofrau bis zum Präsidium, es sollte bald eine Lösung gefunden werden, auch gerade punkto Sportclub-Platz.
Wenn immer vom Aufstieg geschrieben wird, muss man schon sagen: man muss sich fast genieren, wenn man in die Kabinen reingeht. Ich bin vor 20 Jahren weggegangen und habe eigentlich alles so vorgefunden wie es damals war. Das ist schon erschütternd. Um das zu lösen, müssen alle an einem Strang ziehen. Wenn da nix passiert, dann besteht die Gefahr, dass es den Fußball in Dornbach in fünf Jahren nicht mehr gibt.
Das wäre für mich extrem schade – für mich sind die Fans nach wie vor was ganz Besonderes. Wenn ich nach der Friedhofstribüne zuschaue, wie sie nach dem Match der Mannschaft applaudieren, dann ist es für mich einfach ein Gänsehaut-Gefühl. Deshalb wäre es auch so wichtig, dass man diese Probleme löst.

Hast Du eigentlich auch einen direkten Vergleich der WSK Nachwuchsarbeit und der Arbeit, die im damaligen WSC geleistet werden konnte?

Den Vergleich kann ich nicht ziehen, weil der Nachwuchs damals woanders trainiert hat und ich deshalb diese Arbeit nie gesehen hab. Zur jetzigen Situation: es kann sicherlich besser werden, man darf sich mit dem Ist-Zustand nicht zufrieden geben. Man lernt jeden Tag dazu.

Zum Abschluss noch einmal was ganz anderes – ich hab aufgeschnappt, dass es eine schwarz-weiße Legenden-Mannschaft geben soll. Gibt’s da diesbezüglich schon was zu vermelden?

Ja, wir treffen uns, wenn’s geht, auch wenn das zeitlich schon schwer ist. Jetzt ist vorgesehen, dass wir vormViktoria – St. Pauli Spiel gegen die Viktoria Oldies spielen. Da sind wahrscheinlich ein Roman Mählich, Handl, Scheuch, Kircher und andere dabei – wir werden schauen, dass wir von Bundesliga-Zeiten einige Kicker wieder versammeln. Es wird sicher eine schöne Sache mit den alten Herren wieder zu kicken. Vorgesehen ist, dass wir da 1-2 im Jahr zusammenkommen und hoffentlich auch das eine oder Vorspiel bestreiten können, wenn’s passt.

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