Arsenal vs. Crystal Palace

Diesmal hat er mal eine Reise für sich selbst organisiert, unser „pensionierter“ Reiseleiter. Dankenswerterweise hat er aber seine Feder fließen und uns daran teilhaben lassen. Vielen Dank für den Reisebericht!

Arsenal vs. Crystal Palace – Auftakt zur Premier League (16.8.2014)

Vor einigen Wochen verspürte der Verfasser dieser Zeilen das Bedürfnis, nach längerer Zeit, wieder mal ein Fußballspiel in England zu besuchen. Der Auftakt zur Premier League bietet sich dafür ja regelrecht an. Nicht uninteressiert das Emirates Stadion einmal zu sehen, doch bislang scheiterte dieses Ansinnen an der Möglichkeit eine Karte erwerben zu können. Ausschließlich Mitglieder und Saisonticketbesitzer haben das Recht auf den Vorverkauf. Normale Matchtickets gelangen kaum bis nie in den regulären Verkauf. Doch danach „gegoogelt“, gelangt man irgendwann auf diverse Ticketbüros und Webshops. So kam es, das ich um rund 150 Euro die bisher teuerste Eintrittskarte meines Lebens zu einem Fußballspiel erwarb. Persönlich dachte ich hierbei an eine Firma bzw. ein Kartenbüro. Ein paar Tage nach meiner Bestellung, erhielt ich die Information über die Internetplattform „Worldticketshop“ (bei welcher ich die Bestellung getätigt hatte), dass die Eintrittskarte lediglich innerhalb Großbritanniens versendet werden könne. Daran sollte es nicht scheitern, ein Hotel war schließlich bald gefunden.

So ging es schließlich vergangenen Freitag nach London, und im Hotel war auch ein Paket für mich hinterlegt worden. Darin befand sich zu meinem Erstaunen doch tatsächlich die Arsenal Mitgliedskarte eines John Doe (Name vom Verfasser geändert). Doch nicht nur das, auch eine Gebrauchsanweisung, welche das korrekte Verhalten bei Arsenal empfahl, war dem Paket beigefügt. Darin stand geschrieben, das ich im Falle einer etwaigen Nachfrage durch den FC Arsenal, auf keinen Fall angeben sollte, wie ich denn wirklich zu diesem Abo gekommen bin, da dies die Geschäftsbedingungen des Heimvereins verletzt und eine Einlassverweigerung vor Ort, sowie einen Einzug des Abos mit sich bringen könne. Vielmehr wurde der Tipp gegeben, in so einem Fall den Abobesitzer als Freund bzw. Bekannten zu deklarieren, da eine kostenlose Verborgung in Krankheitsfall (oder aufgrund sonstiger Abwesenheiten) an Familie bzw. Bekannte natürlich auch bei Arsenal möglich ist. Ein Kuvert für die Retoursendung des Abos an eine Postfachadresse in England, durchzuführen unmittelbar nach dem Spiel, war übrigens auch enthalten.
Samstag – Matchtag: Sightseeing steht auf dem Programm, also ging es zum Charles Dickens Museum. Doch just an diesem Tag öffnete diese Einrichtung erst um 13.00 Uhr. So musste die Besichtigung der Wirkungsstätte des berühmten Schriftstellers (z.B. Oliver Twist), auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Auszug aus „Wikipedia“: In seinen Werken finden sich oft konkrete Hinweise auf die sozialen Missstände des viktorianischen Zeitalters, etwa durch die beispielhafte Darstellung der kritischen Situation der armen Stadtbevölkerung oder der damals vorherrschenden Sozialstrukturen. So schafft es Dickens gekonnt mit Oliver Twist, seinem zweiten Roman von 1838, seiner Leserschaft das Problem von Armut und daraus folgender Kriminalität nahezubringen, was seinerzeit dazu beitrug, auf die schwierige Lage der Bevölkerung von Jacob’s Island, einem damaligen Slum in London, in dem der Roman spielt, aufmerksam zu machen; in der Folge verbesserte sich die dortige Lebenssituation. Ebenso übte Dickens mit der Darstellung des tragischen Charakters der Prostituierten Nancy Kritik am viktorianischen Klassensystem und trug zusätzlich zum Abbau festgefahrener Vorurteile in der damaligen Gesellschaft bei, indem er Nancys menschliche Wesenszüge hervorhebt. Aber auch Einrichtungen des viktorianischen Staatswesens kritisiert Dickens. So verurteilt er in Bleak House den damaligen Court of Chancery für die Verschleppung von Rechtsstreitigkeiten, während er in Little Dorrit die Ineffektivität eines korrupten Patentamtes anprangert.

Tja, also kein Museumsbesuch, somit blieb Zeit für Stadtrundfahrten mit diversen Londoner Linienbussen. Im ersten Stock erhält man dort durchaus einen interessanten Eindruck und auch einen ganz guten Überblick über ein „anderes Stadtbild“. Für so etwas empfehlen sich diverse „important bzw. relevant Lines“, welche über weite Strecken des Zentrums, sowie im Zentrum verkehren, allerdings mit Fahrzeiten von mehr als einer Stunde. Anders gesagt, diese Linien fahren so ziemlich durch die halbe Stadt.

Noch über 2,5 Stunden Zeit bis zum Premier League Auftakt der Saison 2014/2015. Eine Besichtigung des Stadion Areals bietet sich an. Zum eigentlichen Stadiongelände gelangt man über ein sogenanntes Vorgebäude, in welchen sich der Fanshop bzw. Arsenal Büroeinrichtungen befinden. Wobei, der Begriff Gebäude ist wohl ein wenig untertrieben – Bürohochhaus wäre wohl zutreffender. Über dieses erreicht man schließlich eine cirka 50 Meter lange Brücke zum eigentlichen Stadiongelände. Auf der Brücke befinden sich übrigens die ersten Hinweisschilder, mit der Vermerk, das der unautorisierte Verkauf (Schwarzhandel) mit Arsenal Tickets gegen das Gesetz verstößt. Interessiert verfolgte ich das rege Treiben vor Spielbeginn. Noch auf der Straße fiel ein Jamaikanischer Essenstand auf, welcher Kulinarik aus Jamaika, verstärkt bestehend aus fleischloser Kost, anbot. Eine sehr willkommene Abwechslung zu sonst in England hauptsächlich vorhandenen Burger und Hot Dog Ständen.

Eine Stunde vor Spielbeginn. Völlig problemlos gelangte ich zu meinem Sitzplatz direkt an der Mittellinie, dafür aber 4 oder 5 Reihen „von oben“. Der Gästesektor war völlig ausgebucht, was bei einem Londoner Stadtderby aber auch naheliegend ist. Die Fans „der Eagles“ begannen ziemlich lautstark und waren über Strecken des Spiels doch lauter als die Heimischen – was in England aber generell keine Seltenheit ist, da sich durch die fixen Platzabos (zumindest in der Premier League) nur sehr schwer „Singing Areas“ bilden können – in einzelnen Blöcken waren diese bei Arsenal jedoch durchaus vorhanden, allerdings mit der Schwierigkeit in so einem großen Stadion auch lautstark „rüber zu kommen“.

Doch nun zum Sportlichen: Arsenal begann, wie man es erwarten durfte, wie auf der Pistole geschossen, technisch überlegen. Dies jedoch lediglich bis cirka 30/40 Meter vor dem Palace Tor. Die Versuche den Ball hineintragen zu wollen, scheiterten an einer nicht gerade zimperlich agierenden Abwehr der Eagles. „Brotlose Kunst“ somit, wenn der erste ernst zu nehmende Torschuß in Minute 35 stattfindet. Doch genau im Gegenzug setzte sich ein Palace Stürmer in einem Konter gegen 2 Arsenal Verteidiger durch, diese wählen zwar die Sicherheitsvariante und spielten den Ball vom eigenen Strafraum in`s Out, doch der daraus resultierende Eckball wurde durch Brede Hangeland per Kopf in´s lange Eck verlängert. 0:1 vor fast 60.000 Zusehern. In Minute 45 nütze Laurent Koscielny den einzigen Fehler der Palace Abwehr aus und glich noch in Hälfte 1 zum 1:1 aus.
In Hälfte 2 versuchte Arsenal den Druck deutlich zu erhöhen, ein paar Mal hatte man auch gute Chance vorgefunden. Dafür kam es zu einer Premiere ganz anderer Natur. Erstmals setzte der Schiedsrichter bei einem Freistoß (für Arsenal) seinen Schaum ein, was ab diesem Zeitpunkt jedesmal zu tosenden Jubel und Beifall im Publikum führte. Palace hielt weiterhin mit Einsatz und Kraft dagegen, zumindest bis zur 90. Minute, da traf schließlich Aaron Ramsey zum erlösenden 2:1. Doch das Spiel ist immer erst dann zu Ende, wenn der Schiedsrichter dies anzeigt. Umgehend folge ein Konter und Palace scheitere nur knapp am Ausgleich. Wie dem auch sein, das Spiel war nun vorüber. Insgesamt, aufgrund der spielerischen Überlegenheit sowie des überdurchschnittlich großen Ballbesitzes kein unverdienter Sieg für Arsenal, obgleich man sich in der weiteren Saison schon gehörig wird steigern müssen. Palace konnte das Emirates Stadion jedenfalls mit „erhobenen Hauptes“ verlassen. Dies wurde jedenfalls auch von den Palace Fans so gesehen, welche Ihr Team mit Applaus und „Standing Ovations“ verabschiedeten. Zumindest zu einer Überraschung kam es an diesem Wochenende in der Premier League doch noch. Swansea siegte 2:1 gegen Manchester United in Old Trafford.

Auf dem Weg zurück zu meinem Hotel wollte ich es schließlich lange Wartezeiten an der U-Bahn Station Arsenal (Picadilly Line) entgehen und marschierte in Richtung Finsbury Park, um von dort mit der Victoria Line in Richtung Zentrum zu gelangen. Doch über dem entgegen dem Stadion liegenden Eingang der U-Bahn Station Arsenal ging es dann doch letztendlich relativ rasch. Während ich am selben Abend in einem Pub mein Abendessen zu mir nahm, erhielt ich schließlich noch eine SMS von John Doe (Abobesitzer), mit welcher ich die postalische Retoursendung seiner Mitgliedskarte bestätigen sollte.

Wieder zurück in Wien warf ich dann noch einen näheren Blick auf die Internethomepage „Worldticketshop“. Aus dem Impressum war zu ersehen, das dieses Unternehmen in den Niederlanden angesiedelt ist. Ebenso kann jeder mittels Online Formular Partner von Worldticketshop werden. Weiters war der Website zu entnehmen, das die Marke Worldticketshop beim Harmonisierungsamt der EU eingetragen ist. Dieses Amt mit Sitz in Alicante (Spanien) ist eine Behörde der EU, welche für die Eintragung der Gemeinschaftsmarken und Gemeinschaftsgeschmacksmuster zuständig ist. Dieses Amt hat im Jahr 2007 mit etwa 650 Mitarbeitern Gesamteinnahmen von 200 Millionen Euro erwirtschaftet und dadurch einen Überschuß von cirka 60 Millionen Euro erzielt. Zu Deutsch handelt es sich hierbei mehr oder weniger, wohl um ein Patentamt. Aufgaben eines Patentamtes ist es, u. a. Marken und Patente zu schützen. Wäre es dann nicht auch Aufgabe dieses Amtes gegen den Verkauf von Eintrittskarten über den Schwarzmarkt vorzugehen? Ist dieser Behörde die Tatsache bekannt, das eines Ihrer Mitglieder (Worldticketshop) den Verkauf von völlig überteuerten Tickets, im Gegensatz zu den Geschäftsbedingungen der Vereine, zumindest zulässt und sogar fördert?

Mit großem Interesse verfolgte ich den auf der Internetplattform Worldticketshop downloadbaren Verhaltenskodex (festgelegt durch die EUSTA = European Secondary Ticketing Association), welcher die Erfordernisse von primären und sekundären Marktparteien regelt. Darin ist u. a. angeführt, das ein Vertrag mit einer sekundären Marktpartei (Wiederverkäufer) durch potentielle Kunden sofort und leicht erkennbar zu sein hat. Dies war für mich in keinster Weise ersichtlich und auch nicht erkennbar. Weiters muß die sekundäre Marktpartei (Wiederverkäufer) die Besuchsanschrift des Unternehmens, eine Telefonnummer, eine E-Mail Adresse, eine Firmenbuchnummer und eine Mehrwertsteuernummer deutlich sichtbar anführen. Dies war im Falle meiner Bestellung von Arsenal Tickets nicht einmal Ansatzweise der Fall. Besonders amüsiert haben mich in diesem Verhaltenskodex übrigens zwei Punkte. Artikel 1 besagt, dass dieser Verhaltenskodex nicht zutreffend ist, sofern die Gesetzgebung und Rechtsprechung konträre Regeln aufstellen. Scheinbar will man damit den Wucher und den Schacher von Arsenal Tickets durch irgendwelche Privatpersonen rechtfertigen. Und Artikel 13 besagt schließlich noch, dass jeder Anbieter für das Befolgen des Kodex selbst verantwortlich ist.

Der Homepage von Arsenal ist zu entnehmen, das es sich beim Spiel gegen Crystal Palace um ein Match der Kategorie B handelt. Die teuersten Eintrittskarten für solche Spiele betragen für Nichtmitglieder einen Betrag in der Höhe von 56,50 Pfund, lt. Vereinshomepage.

Um Arsenal zu zitieren: Verhaltenskodexe und Verantwortungsbewusstsein sind zwar gut, aber leider „Sold Out“!

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