Mit der Info-Veranstaltung des WSC stand am 25.5. ein lang erwarteter Abend am Programm.
Dazu möchten wir an dieser Stelle für diejenigen, die nicht bei Facebook dabei sind, einen Beitrag von Martin Orner teilen, in der dieser seine Sicht der Dinge dazu darstellt. Vielen Dank an dieser Stelle für den Gastbeitrag!
Wer bei der gestrigen Info-Veranstaltung des WSC zur Rückführung war wird vielleicht nachvollziehen können wie frustriert ich bin. Wir stehen jetzt ganz knapp vor der Entscheidung über die Rückführung, auf die viele Leute seit Jahren hinarbeiten, in die sehr viel Arbeit, sehr viele Emotionen und in letzter Zeit auch sehr viel Geld von vielen Leuten gesteckt wurde. In den letzten Wochen hat sich meine Einschätzung darüber, ob das klappt oder nicht praktisch täglich geändert – heute schätze ich die Chancen auf 20:80 gegen die Rückführung ein. Das halte ich für den Fußball in Dornbach für eine Katastrophe.
Es ist natürlich leider richtig, dass sehr, sehr spät informiert wurde, dass wenig Zeit bleibt, die Dinge seriös zu diskutieren und eine Entscheidungsgrundlage zu finden. Dass alles so lange gedauert hat und erst in letzter Minute fertig wurde hat meiner Ansicht nach mehrere Gründe. Einerseits sind überall ehrenamtliche Leute am Werk, die den ganzen Tag eigentlich andere Dinge zu tun haben als einen semiprofessionellen Fußballverein mit einem Gesamtbudget von rund einer Million neu zu organisieren, den Übergang des gesamten Betriebs in einen anderen Verein in allen rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten zu planen und einen Sponsor- bzw Kooperationsvertrag auszuhandeln. Wer so etwas noch nie gemacht hat unterschätzt sehr leicht, welcher Aufwand da dahinter steckt.
Außerdem ist es ja wirklich nicht so, dass dabei von allen Beteiligten unterstützt wurde. Teilweise im Gegenteil. So manche Funktionäre haben massiv dagegen gearbeitet. Ich selbst war nur in der letzten Phase involviert, ich war sehr erstaunt darüber, welcher Widerstand von einzelnen Personen geleistet wurde. Mich hätte es nicht überrascht, wenn so manche/r einfach den Hut draufgehaut hätte. Haben sie aber nicht. Anscheinend können es ein paar (wenige) Funktionäre nicht verkraften, dass sie in Zukunft keine oder eine weniger wichtige Funktion haben werden.
Mir haben einige Leute gesagt, dass sie den Eindruck hatten, dass hier eine „feindliche Übernahme“ durch die Gruppe rund um Erich Kirisits stattfinden soll. Ich habe mir die Verträge gründlich angesehen und bin überzeugt davon, dass das nicht der Fall ist.
Die Konstruktion sieht – in kurzen Worten dargestellt – so aus:
Die Kirisits-Gruppe (konkret die VSC GmbH) leistet zunächst einmal einen Beitrag in Höhe eines Drittels der Schulden des WSK (nach dem Drei-Säulen-Modell). Mit den beiden anderen Säulen kann damit der Fußball im WSC bei Null, ohne Schulden beginnen. Eine Situation, die ich (gehe seit ca zehn Jahren zum Sportklub) hier noch nie erlebt habe.
Darüber hinaus sichert die VSC auf Dauer des Vertrags (drei Jahre, mit Option auf weitere drei Jahre) dem WSC ein Budget zu, das ein vernünftiges Überleben in der RLO sichern sollte (eine Garantie für den sportlichen Erfolg kann es klarerweise nicht geben). Dies geschieht dadurch, dass der WSC dem VSC das Management der Fußballsektion in der Form abwickeln lässt, dass der VSC den Leiter der Fußballsektion sowie den GF der GmbH (in die die Kampfmannschaft ausgegliedert wird, was wiederum den WSC aus der Haftung befreit) stellt. Diese Leute arbeiten aber weiter mit den vorhandenen Teams, also den Leuten, die jetzt schon im WSK die Arbeit machen. Die Entscheidungsbefugnis bleibt zur Gänze beim WSC, ebenso wie die Rechte am Namen und am Logo. Wenn durch sonstige Einnahmen das vereinbarte Budget nicht aufgebracht werden kann, so muss VSC das Loch stopfen. Im Gegenzug bekommt VSC die Möglichkeit, den Fußball zu vermarkten – also zusätzliche Sponsoren zu finden, Transferrechte zu nutzen, TV-Rechte zu vermarkten etc. Für alle zusätzlichen Einnahmen, die VSC erzielt bekommt sie eine 25 %ige Provision, 75 % der zusätzlichen Einnahmen kommen dem Verein zugute.
Also zusammengefasst: WSC startet ohne Schulden, hat zumindest auf drei Jahre ein gesichertes Budget, hat die volle Entscheidungsbefugnis und kann das Management an eine professionelle Organisation abgeben, ohne den ehrenamtlichen Charakter aufzugeben. VSC hat über das Management natürlich einen starken Einfluss, der ihr aber nur etwas bringt, wenn sie wirtschaftlich und sportlich erfolgreich arbeitet. Geld verdient sie nur, wenn sie zusätzliche Einnahmen bringt, und davon profitiert der Verein zu drei Viertel.
Klar – mir wäre es auch lieber wenn wir jemanden finden, der einfach jährlich einen hohen Betrag überweist, sein Logo auf die Trikots druckt und sich nirgends einmischt. Das spielt es aber nirgends mehr. Die Realität im Fußball ist eine andere. Wenn überhaupt noch jemand Geld bringt, dann kauft er damit praktisch den Verein, nach dem Modell Red Bull und Stronach. Das wäre für uns natürlich völlig inakzeptabel. Vor diesem Hintergrund halte ich die ausgehandelte Vereinbarung für eine sehr faire. Und für eine, die mich für die nächsten Jahre vom permanenten Frust und der dauernden Sorge um den Verein befreien kann.
Was passiert, wenn wir das nächste Woche nicht beschließen?
Zunächst einmal fließt dann kein Euro aus dem crowdfunding bzw den sonstigen, von den Fans gesammelten Geldern. Es kommen auch nicht die Gelder von Kirisits, und für die dritte Säule gibt es auch keine Lösung. Der WSK hat also weiterhin die riesigen Schulden, die er schon seit Jahren mitschleppt, ohne realistische Aussicht auf Verbesserung.
Sehr viele Fans, die seit Jahren auf die Rückführung hinarbeiten werden frustriert sein, ich fürchte, das würde sich auch auf das Engagement vieler Leute im Verein negativ auswirken.
Ohne Vereinbarung mit dem WSC kann der WSK nicht mehr als „Wiener Sportklub“ auftreten. Ob eine solche erzielbar ist und wenn ja um welchen Preis weiß ich nicht.
Letztlich geht es auch um das Sportclub-Stadion samt allem, was dazu gehört (zB das flag). In ein paar Wochen soll die Subvention für die Stadionsanierung beschlossen werden. Ob das auch noch passieren wird, wenn die Rückführung nicht stattfindet und die Zukunft des Fußball im WSK unsicher ist weiß ich nicht. Wenn dort ein Verein spielt, der nicht mehr Sportklub heißt kann es leicht passieren, dass die Unterstützung der Stadt verschwindet, oder dass zumindest einmal die weitere Entwicklung abgewartet wird. Mittel- bis langfristig wird das Stadion dann wahrscheinlich weg sein. Manche Leute stört das nicht mehr – mich schon.
Bei den beiden Mitgliederversammlungen am Montag und am Dienstag muss natürlich jedes Mitglied nach seiner Überzeugung abstimmen. Aber die Möglichkeit zur Mitbestimmung bedeutet immer auch,dass man die Verantwortung für das Ergebnis trägt – ohne Mitverantwortung keine Mitbestimmung. Wenn wir die falsche Entscheidung treffen und meine Befürchtungen über die Zukunft des Fußball in Dornbach eintreten, wird man uns das noch lange vorwerfen.