Die fankulturelle Prägung einzelner Fans begann bei ersten Matchbesuchen am Sportclubplatz mit Eltern im Kindesalter, Anfang der 1970er-Jahre, als die Haupttribüne in ihrer jetzigen Form gerade errichtet wurde. Ende der 70iger begannen einzelne jüngere Fans auch auf einzelne Schlachtenbummler-Fahrten, legendär organisiert vom mittlerweile leider verstorbenen Rudi Köhler, mitzufahren. Die Sportclub-Fans waren damals ganz durchschnittliche Fußballfans, vielleicht nur in der weit weniger ausgeprägten Gewaltbereitschaft von Fans anderer Vereine zu unterscheiden.
Die jungen Fans standen weiterhin recht vereinzelt auf den damals noch existierenden Wiesen-Böschungen hinter den Toren am Sportclub-Platz. Mehrzahl deswegen, weil es damals Usus war, in der Pause den Seitenwechsel nicht den Mannschaften allein zu überlassen, nein, auch wir Fans wechselten die Stehplatz-Seiten!
Im Laufe der Jahre spielte der WSC – trotz Erstliga-Zugehörigkeit – vor immer weniger ZuschauerInnen (eigentlich kaum mehr als in den langen Jahren in der 3. oder sogar 4. Liga). Ein gewisser Hannes Nouza, der Ende der 80iger Präsident und Hauptgeldgeber des WSC war, hatte vielleicht deswegen den wahnwitzigen Plan, unseren Verein mit dem SK Rapid Wien zu fusionieren – es gab als einen der ersten Schritte Doppelveranstaltungen im Weststadion! Durch vehementen Widerstand einiger weniger Funktionäre und Mitglieder unter den Fans konnte dieses Vorhaben glücklicherweise abgewendet werden.
Jene Vorgänge und eine erschreckend leere (1981 errichtete) Stehplatz-Tribüne an der Alszeile veranlassten eine Hand voll Anhänger, im Verein und auch nach außen engagierter als bisher aufzutreten. Damals entstand Österreichs erstes Fußball-Fanzine „Schwarz auf Weiß“, in dem einige wenige junge Sportclub-Fans ihren Unmut über die Entwicklungen im Verein artikulierten und begannen, ihre Philosophie eines gewaltverabscheuenden, antirassistischen, trinkfesten und sangesfreudigen Supports unter die Leute zu bringen. Die erste Ausgabe von „Schwarz auf Weiß“ erschien im Frühling 1990.
Im Laufe der Zeit gelang es, immer mehr junge Leute für die „Friedhofstribüne“ – wie wir sie mittlerweile naheliegender Weise benannt hatten – zu begeistern. Nicht nur die Spiele waren wichtig, sondern auch das „britische“ Flair, die familiäre Stimmung und neu gewonnene Freundschaften.
Die Fangruppe wuchs und wurde aufgrund ihrer Positionierung bald zum Feindbild vieler rechtsorientierter „Fans“ und Hooligans in ganz Österreich. Nicht nur ein Mal machten wir unliebsame Bekanntschaft mit gewaltbereiten „Fans“ – von Linz über Graz bis Wien, und vereinzelt auch in anderen Städten.
Da beim Vertrieb von „Schwarz auf Weiß“ am Sportclubplatz Probleme mit der Polizei auftauchten, wurde beschlossen, die Interessensgemeinschaft „Freunde der Friedhofstribüne“ ins Leben zu rufen, die dann auch als Herausgeber des Fanzines fungierte. Die finanziellen Turbulenzen der 90er Jahre und der Abstieg bis in die 4. Liga erforderten dann ein noch stärkeres, vereinsinternes Engagement der FHT, um mitzuhelfen, das Überleben des WSC zu ermöglichen. Während zunächst Aufgaben wie Kartenverkauf, das Waschen der Spielerdressen und deren Transport zu Trainings oder Matches, Tribünenreinigung, sportliche Beteiligung in der Reservemannschaft und ähnliches übernommen wurden, engagierten sich darüber hinaus auch immer mehr Leute der FHT in der Vereinsführung, was wiederum ein Novum im österreichischen Fußball darstellte.
Mittlerweile schrieben wir die End-90iger und die Friedhofstribüne war in ganz Österreich und auch über manche Landesgrenze hinaus zu einem Markenzeichen für gewaltfreien, fairen Support geworden und hatte auch den WSC zu einem Teil mitgeprägt. Die Zeiten der leeren Tribüne waren endgültig vorbei und die FHT war sowohl was teilweise lautstarken Support als auch finanzielle Einnahmen für den Verein betreffen, zu einem nicht zu verachtenden Faktor am Sportclub-Platz geworden.
Anmerkung: eine leicht gekürzte Version dieses Artikels erscheint im Stadion-Magazin Alszeilen, das anlässlich des Spiels gegen Stegersbach am 11.5. erhältlich ist.