Vor einiger Zeit entnahmen wir der Homepage des Wiener SK das Herwig Spiegl aus dem Vorstand zurückgetreten ist. Da freiwillige und vor allem längerfristige Mitarbeit in einem Verein keine Selbstverständlich darstellt, möchten wir Ihm hiermit gerne für seine investierte Zeit und Arbeit sehr herzlich danken. Dankenswerterweise stellte sich Herwig einem Mitarbeiter unserer „On Tour“ Redaktion für ein Interview zur Verfügung, welches am 03.03.2015 im Flag geführt wurde.
Mit lieben Grüßen
Freund/Innen der Friedhofstribüne
Wohnträume – Lebensräume
On Tour: Herwig, fast schon eine obligatorische Frage zu Beginn eines Interviews. Seit wann gehst Du zum Sportklub? Was waren Deine ersten Spiele? Wie sind Deine Erinnerungen an Deine Beginnzeiten hier an der Alszeile?
HS: Mein allererstes Spiel war das Derby gegen die Vienna 2009. Dieses legendäre Spiel, bei welchem so um die 6000 Zuschauer anwesend waren.
On Tour: Das war „das Regenspiel“?
HS: Nein, da hat es nicht geregnet, da war es wunderschön, sogar die Kainzgasse war damals geöffnet.
On Tour: Ah ja, ich glaube ich kann mich wieder erinnern. Wie ist das Spiel ausgegangen?
HS: Das weiss ich nicht mehr. Also 1984 kam ich von Innsbruck über Linz in den 17. Bezirk. Im Gegensatz zu all meinen Freunden ging ich damals nie zum Wiener Sportclub. Unter uns gesagt, war ich als Kind ein Fußballhasser. Mein Vater wollte immer, dass ich mich für Fußball begeistere, ich glaube genau deswegen wollte ich nicht. Geändert hat sich das ab 2009 – von da an habe ich begonnen regelmäßig zu kommen, in erster Linie aufgrund meiner Freunde Max und Stefan (langjährige FHT-Besucher).
On Tour: Du hast mir meine nächste Frage fast schon vorweg genommen, nämlich jene wie man vom Fußballhasser zum Fußballliebhaber werden kann? Aber Du hast die Antwort darauf bereits gegeben.
HS: Na ja, irgendwann kommt die Neugierde und der Wunsch, das ‚heroische Mysterium‘ Sportklub kennenzulernen. Aufgrund meiner Freundschaft zu regelmäßigen Sportclubplatz Besuchern habe ich natürlich viel mitbekommen – aber irgendwann will man dann auch selbst hin und möchte alles selbst erfahren.
On Tour: „Mysterium Sportklub“ ist vermutlich gar kein so schlechtes Stichwort hinsichtlich der nächsten, mich interessierenden Punkte. Im letzten halben Jahr haben sich einige nicht gerade alltägliche Dinge ereignet. Also, zunächst einmal zum Herbst 2014. Zwei Runden vor Schluss wurde der damalige Trainer, Kurt Jusits, seiner Tätigkeit enthoben und mit Herrn Dr. Uhlig ein neuer Übungsleiter an die Alszeile geholt. Der Umstand, dass zwei Runden vor Schluss ein Trainer ausgetauscht wird, steht auch in einem schnelllebigen Geschäft, wie dem Fußball, nicht unbedingt an der Tagesordnung. Wie siehst Du das? Wie ist Deine Meinung dazu? War dieser doch „strikte“ Schritt gerechtfertigt?
HS: Ich denke schon das dieser Schritt gerechtfertigt war, vor allem, da er sicherlich gut überlegt und keine Kurzschlusshandlung war. Generell bin ich natürlich der Meinung, dass Beständigkeit notwendig ist, um etwas Neues reifen zu lassen. Das heisst, im Idealfall ist ein Trainer für eine gewisse Mindestdauer beschäftigt, um überhaupt in der Lage sein zu können seine eigene Philosophie auf dem Platz auch darstellen zu können. Es mag natürlich verwunderlich erscheinen, dass man diesen Schritt so kurz vor Ende der Halbsaison gesetzt hat. Wäre dieser Schritt aus Sicht der Vereinsführung nicht absolut notwendig gewesen, hätte man damals diese unpopuläre Entscheidung gerne vermieden. In der damaligen Situation war es aber die einzige Lösung. Ich bin aber überzeugt, dass man aufgrund dieser Entscheidung nun eine kompetente und spannende Persönlichkeit als neuen Trainer gefunden hat. Glücklich ist natürlich anders.
On Tour: Vor einigen Wochen war der Homepage des Wiener SK zu entnehmen, das der Sertan Günes nicht mehr der Kampfmannschaft angehören wird. Meiner persönlichen Meinung nach zählt der Sertan Günes schon noch zu jenen, welche unter Bezug auf die technischen Fähigkeiten im „oberen Drittel“ angesiedelt ist und durchaus in der Lage ist ein Spiel im Alleingang entscheiden zu können. Legt man sich mit dieser Entscheidung, unter Berücksichtigung sportlicher Aspekte, nicht selbst einen Stein in den Weg? Hat der Sertan denn wirklich so viel Böses getan?
HS: Ich muss vorausschicken, dass ich krankheitsbedingt seit Dezember pausieren musste und daher nicht mehr aktiv im Vorstand war. Leider gab es zum Zeitpunkt meiner ‚Rückkehr’ einige Vorkommnisse, die dann zu meinem Rücktritt geführt hatten. Aus diesem Grund habe ich die Ereignisse um Sertan Günes auf die gleiche Weise erfahren wie alle anderen Fans auch. Einen detaillierteren Einblick hatte ich auch nicht. Es ist sicherlich für alle sehr verwunderlich, insbesondere, weil man Sertan – vielleicht nicht unbedingt als ‚Fels in der Brandung‘ – wohl aber als ein Sportklub Urgestein am Platz sehen möchte. Mit der Suspendierung kratzt man quasi symbolisch an einer Legende und so etwas wird immer verwundern. Was im Detail abgelaufen ist, kann ich mangels Informationen nicht kommentieren. Doch unabhängig davon sind wir alle einem Alterungsprozess unterworfen, und dieser macht auch vor dem Sertan nicht halt, auch wenn man ihn ruhig als starken „gstandenen“ Mann bezeichnen kann. Unbestritten von der vorliegenden Entscheidung war Sertan sicherlich einer jener, der die Mannschaft in den wichtigen Momenten zusammenhalten konnte – aber offenbar dürfte etwas vorgefallen sein, das gewisse Zweifel an der Erfüllung seiner wichtigen Aufgabe aufkommen ließ, trotzdem er sehr lange sehr erfolgreich war.
On Tour: Wer sollte Deiner Meinung nach die Rolle des Kapitäns übernehmen?
HS: Um ehrlich zu sein, das weiss ich nicht. Ich würde diese Entscheidung aber ganz gerne anderen überlassen. Das muss jemand beurteilen, der die Spieler nicht nur vom spielerischen Können sondern auch von der Persönlichkeit richtig einschätzen kann. Ich glaube die Aufgabe eines Kapitäns ist es nicht nur gut zu spielen, sondern vorallem auch die Mannschaft in die richtige Richtung zu führen. Im Grunde genommen ist der Kapitän schon auch ein Aushängeschild einer Mannschaft. Für diese Entscheidung muss man die Spieler wirklich kennen. Da bin ich als kleiner Funktionär, der eine sehr konkrete Aufgabe im Vorstand hatte, nicht der Beste.
On Tour: Du warst Angehöriger der Stadiongruppe Hernals. Auf der Homepage www.stadion-hernals.at resultiert der letzte Eintrag vom 01.01.2013. Dieser Eintrag besagt, das die Stadiongruppe aufgrund von Zerwürfnissen ihre Tätigkeit beendet. Was ist seitdem passiert?
HS: Die Zerwürfnisse, die Du da ansprichst, resultierten noch aus der damaligen Stadiongruppe und der damaligen Vereinsführung unter Udo Huber und Manfred Modli. Als Stadiongruppe mussten wir feststellen, dass man ohne offizielles Mandat nicht für den Verein sprechen kann, gar keine Rede vom Verhandeln mit den beteiligten Parteien. Wir waren damals auf die Vereinsführung als unser Sprachrohr angewiesen und dies hat nicht wirklich funktioniert.
Es gab dann eine Pause in der Stadiondiskussion bis zur Wahl des Vorstands im Juni 2013. Da ich die Themen der Stadiongruppe nicht einfach untergehen lassen wollte, bewarb ich mich für eine Funktion im Vorstand.
Seit der Wahl waren wir sehr aktiv. Fortschritte gab es aus meiner Sicht bis letzten November leider trotzdem keine – das ist irgendwie das Paradoxe daran. Ich würde mal behaupten, dass von Vereinsseite sehr viel gearbeitet wurde. Es gab auch sehr viele Besprechungen mit den unterschiedlichsten politischen Stellen, auch mit möglichen Bauträgern. Aus meiner Sicht war es trotzdem so etwas wie ein Gang im Kreise. Ich hatte das Gefühl, dass die Politik auf Zeit spielt und an einer echten Lösung gar nicht ehrlich interessiert war. Im November 2014 kam endlich Bewegung in die Diskussion: da gab es ein wirklich gutes Treffen mit der Magistratsabteilung 51. Die MA 51, also das Sportamt, ist nun mal der Eigentümer und ohne Eigentümer läßt sich schwer verhandeln. Dies mal völlig unabhängig davon, was wir uns als Verein oder als Fans wünschen.
Ich hatte immer das Gefühl, dass es von Seiten der MA51 gegenüber der neuen Vereinsleitung großes Misstrauen gab. In den vergangenen eineinhalb Jahren spürte man auch kein Interesse dieses Misstrauen von Seiten der MA51 abzubauen. In jenem besagten Novembertreffen brach dann das Eis und man konnte einen Hauch von ehrlichem Miteinander spüren. Für mich der Auftakt in eine neue Ära. Wenn du mehr wissen möchtest, kann ich gerne mehr erzählen.
On Tour: Doch, absolut – erzähl nur, bitte. Was ist passiert?
HS: Passiert ist sehr viel. Zu Beginn stand der Vorwurf der Chaotentruppe des Wiener SK im Raum. Die letzten Jahre hat man den Verein vor allem damit verbunden, das es unterschiedlichste Meinungen und Ziele gibt.
On Tour: Wirtschaftliche?
HS: Gar nicht nur wirtschaftliche, sondern auch im Auftreten. Es wurde immer wieder kritisiert, dass es nicht die eine, geeinte Stimme gibt, mit der gesprochen wird – dass aus allen verschiedenen Ecken und Enden unterschiedliche Zurufe passieren und dass man nie genau sagen könnte, wofür der Verein eigentlich steht. Es gab starke Bemühungen diese Vorwürfe zu beseitigen und zu überzeugen, dass die neue Vereinsführung Strukturen aufbaut, um nicht weiteres Chaos zu veranstalten. Der zweite Vorwurf war, dass von Seiten des Vereins noch nichts aktiv zur Stadiondiskussion beigetragen wurde.
Die Stadt empfand das damalige ‚ARWAG-Projekt‘ als Vorleistung „Wir haben für euch, den Verein, etwas geleistet, das ihr als Verein nicht wolltet – nun seid ihr dran selbst aktiv zu werden“
Wir haben dann unterschiedliche Finanzierungskonzepte vorgelegt. Diese Finanzierungsmodelle wurden in Form von sogenannten groben Bebauungsstudien visualisiert. Das sind also noch keine detaillierten Pläne. Diese unterschiedlichen Studien wurden mit den verhandelnden Parteien besprochen. Insgesamt gab es 5 verschiedene Varianten, von sehr groß bis sehr klein, von ‚nur Stadion‘ bis zu ‚Stadion mit unterschiedlichsten Querfinanzierungsideen‘, die wir eh schon alle kennen bis hin zum Wohnbau. Man hat sehr viel gezeichnet und gerechnet. Wie gesagt, aus meiner Sicht hat man hier versucht die Rechnung ohne den Wirt zu machen – und der heisst nun mal ‚Sportamt’.
On Tour: Sofern ich es richtig verstanden habe, lässt sich sagen, dass das Klima seit November 2014 bis dato deutlich besser wurde. Gibt es ein Konzept? Wird vom Verein eine Mitfinanzierung, eine Kostenbeteiligung verlangt?
HS: Eine Kostenbeteiligung wird vorerst nicht verlangt, weil nicht nur der Verein selbst, sondern auch die politischen Stellen durchaus wissen, dass der Verein nicht gerade in Geld schwimmt. Es ist in der jetzigen Situation nicht möglich einen Beitrag, der über Symbolwirkung hinausgeht zu leisten, da wir beim Sportclub Platz von Beträgen in zweistelliger Millionenhöhe sprechen.
On Tour: Sofern ein Teil der Fläche abgegeben wird, könnte ein Gegenwert bzw. Kapital zur Verfügung gestellt werden.
HS: Das ist richtig, aber nicht vom Verein weil dieser nur Pächter dieser Stätte ist. D. h. derjenige, der diesen von Dir angesprochenen Gegenwert zur Verfügung stellen könnte, wäre das Sportamt und in weiterer Folge die Stadt. Das ist auch die Idee, mit der die Stadt derzeit versucht das Problem zu lösen. Die Stadt sagt: „O.K. – wir stellen ein Grundstück zur Verfügung und der Entwickler des Grundstücks muss im Gegenzug den Platz sanieren“.
Diese Idee ist prinzipiell einmal nicht so verkehrt, abgesehen davon, dass ein Stadion natürlich ein Stadion sein will und nicht Grund und Boden für eine darüber fliegende Bebauung – unabhängig davon ob Wohnungen oder Büros oder was auch immer. Eine weitere Problematik dieser Idee ist natürlich auch, dass die öffentliche Hand so etwas wie einen öffentlichen Ort, und ein Stadion ist, glaube ich, schon als öffentlicher Ort zu bezeichnen, an Private Institutionen verkauft. In der Bauwirtschaft spricht man von sgn. PPP Modellen, (Public-Private Partnership). Die öffentliche Hand hat kein Geld – lässt ein Gebäude von Privaten finanzieren und mietet dieses Gebäude anschließend zurück. Das mag zwar prinzipiell eine Variante sein, allerdings birgt dies auch die Gefahr des Ausverkaufs öffentlicher Räume in sich. Man muss auf lange Sicht gesehen, sehr gut überlegen, ob man sich als Stadt Wien in die Geiselhaft eines privaten Investors begeben möchte. Am besten wäre daher, die Stadt leistet den notwendigen Beitrag ganz einfach selbst.
On Tour: Wird sie das tun? Wird sie diesen Beitrag selbst finanzieren?
HS: Ich würde meinen, dass angesichts der bevorstehenden Gemeinderatswahlen, und jeder, der sich ein wenig mit diesen politischen Koalitionsverträgen auskennt, weiss, dass alles was nicht in einen solchen Koalitionsvertrag hinein verhandelt wurde, auch nicht während der Legislaturperiode nachträglich finanziert werden kann, jetzt der beste Moment ist, um diesen Beitrag einzufordern. Die großen Klubs, welche wir alle kennen, ob Grün oder Violett, haben in der letzten Zeit genügend Geld erhalten. Deren Hunger sollte jetzt einmal gestillt sein. Ich könnte mir vorstellen, dass es für manche politische Stellen durchaus notwendig ist mit einem Vorzeigeprojekt während der nächsten 5 Jahre zu punkten. Eine Zusage in dieser Form gibt es aber noch nicht. In der letzten Mitgliederversammlung sprach Präsident Tromayer von einer Zusage für ein Bundesligataugliches Stadion. Das wird ohne einen Beitrag der Stadt nicht möglich sein. Insofern gehe ich davon aus, dass die Stadt einen Beitrag leisten wird. Sie wird nur versuchen, diesen Beitrag so klein wie möglich zu halten.
On Tour: In wie vielen Jahren wird frühestens mit einem derart Bundesligatauglichen Stadion zu rechnen sein?
HS: Das ist ein langer Weg und hängt von einer grundlegenden Entscheidung ab. Wird das Stadion als Stadion saniert, ohne jegliche sonstige Querfinanzierung, ist so etwas ab dem Zeitpunkt einer Zusage innerhalb von 2,5 bis 3 Jahren inklusive Realisierung machbar.
Ist es notwendig irgendetwas Andersartiges darüber zu bauen um Geld locker zu machen, (Querfinanzierung) wäre dies ein wesentlich beschwerlicherer und längerer Weg. In diesem Fall müsste die Widmung von Grünland erstmal in Bauland geändert werden. So ein Umwidmungsprozess hat rechtliche Fristen, die einzuhalten sind. Es können Beeinspruchungen entstehen usw. In diesem Fall sprechen wir von rund 3 bis 4 Jahre.
On Tour: Vor einigen Jahren wurde die Kapazität der Friedhofstribüne reduziert. Warum? Wieso? Weshalb? Wer hat dies veranlasst?
HS: Es handelt sich hier um eine Veranstaltungsstätte und eine solche muss immer den aktuellen Auflagen / Bestimmungen entsprechen. Seit in Innsbruck bei der Air & Style eine Massenpanik ausbrach, haben die Behörden Auflagen und Normen verschärft. Im Fall der FHT kamen neue Auflagen für die Wellenbrecher, welche diese aktuell nicht erfüllen. Man hat sich daher darauf geeinigt, das maximal zulässige Fassungsvermögens auf der Friedhofstribüne zu reduzieren. Über die Jahre, durch neue Regeln, könnte so die Kapazität der FHT stückweise immer weiter reduziert werden. Davon ist jedoch nicht auszugehen, gegebenenfalls müssten die Wellenbrecher an die aktuell gültigen Vorschriften angepasst werden. Ursprünglich waren auf der FHT 2100 Personen zugelassen, dies wäre auch wieder möglich.
On Tour: Ich sage es gleich, die nächste Frage ist rein theoretischer und fiktiver Natur. Angenommen der Sportklub wird Meister in der Ostliga, beantragt und erhält die Lizenz. Was muss nach derzeitiger Abschätzung an Geldern investiert werden, um die mindeste Bundesligatauglichkeit des Sportclubplatzes herzustellen, ausgegangen vom jetzigen Istzustand?
HS: Im jetzigen Zustand in der Minimalvariante?
On Tour: Genau
HS: Für die erste Liga gelten nahezu die selben Vorschriften wie für die Bundesliga. Es ist nur mehr ein relativ kleiner Schritt dazwischen. Sparen könnte man bei den Anforderungen aufgrund der Fernsehübertragungsmöglichkeiten. Hier gibt es einen Katalog an Räumlichkeiten, welche man vorerst einmal noch nicht braucht. Ich schätze, es würde in etwa ein Investitionsvolumen von rund 10 Millionen Euro benötigen.
On Tour: Doch so viel?
HS: Ja, schon.
On Tour: Doch nun zur letzten Frage, vorab, endlich führe ich mal mit einem Architekten ein Interview. Nun, das Wort Architektur bezeichnet ja im weitesten Sinne die Auseinandersetzung des Menschen mit dem bebauten Raum. Was bedeutet Architektur für Dich?
HS: Das in kurzen wenigen Sätzen zu beantworten ist nicht so leicht. Architektur ist natürlich Lebensraum, Lebensraum betrifft uns alle. Draußen wie im Zwischenraum, der sogenannte öffentliche Raum von dem man spricht, privater und öffentlicher Raum. Architektur als solches ist für mich die Befriedigung eines Grundbedürfnisses. ‚Schutz vor den Witterungsverhältnissen‘. Darüber hinaus versucht sich die Architektur zur Kunst zu erheben, das war sie auch sehr lange Zeit – Baukunst. Heute reichen die Aufgaben viel weiter. Es geht um soziale Aspekte genau so wie um Klimaschutz bis hin zu technischen Herausforderungen. Architektur heißt auch „der Allestechniker“. Für mich persönlich ist der Wohnbau ein sehr spannendes Thema, weil dort jeder normale Mensch, auch jene, die sich nicht so sehr mit Architektur beschäftigen, ganz eindeutig davon betroffen ist und auch eine eigene Meinung dazu hat. Die Architektur muss zusehen von einem elitären Level wieder herunterzukommen, um wieder für alle zugänglich zu werden. Dazu ist es auch notwendig dass die Leute verstehen was Architektur leisten kann. Gute Architektur muss nicht mehr kosten, sie muss mehr können.
On Tour: Herzlichen Dank für das Gespräch.
HS: Gerne