Zu Beginn eine Anekdote: Kurz nachdem 2022 bekannt wurde, dass Mauerwerk den
WSC sponsert, hatte ein WSC-Anhänger einen Termin mit dem Eigentümer eines
größeren Wiener Immobilienunternehmens. Er hat ihn unter schallendem Gelächter
gefragt, ob der WSC das Geld von El Nimr eh schon bekommen hätte – weil „der
schuldet der ganzen Branche Geld!“.
Nachdem jedenfalls die erste Zahlung pünktlich eingegangen war, wartet der WSC
zwei Jahre später immer noch auf vereinbarte Zahlungen. Diese Vorgangsweise
dürfte – in den Immobiliengeschäften wie im Fußball – System haben. Ganz zu
schweigen davon, dass für viele unvereinbar ist, dass der Präsident eines
Fußballvereins (und Eigentümer einer Sport-Betriebs GmbH) als Großsponsor eines
direkten Konkurrenzvereins in derselben Liga auftritt.
In den letzten Monaten mehren sich nun die Berichte in den Medien, aber auch in der
Immobilienbranche, über Spekulationsobjekte der Firma Mauerwerk Immobilien
Holding GmbH. Das eine „Geschäftsmodell“ sieht demnach so aus: Mauerwerk kauft
stark renovierungsbedürftige, heruntergekommene Zinshäuser auf. Der Preis dafür ist
entsprechend niedrig, für eine Sanierung müssten hohe Summen aufgewendet
werden. Mauerwerk saniert aber nicht, sondern vermietet die Wohnungen an
bestimmte Zielgruppen – bevorzugt an gerade erst anerkannte Flüchtlinge.
Diese Menschen stehen unter besonders großem Druck. Sie durften während des
Asylverfahrens nicht arbeiten, bekommen noch maximal 4 Monate lang Leistungen
aus der Grundversorgung. Dann müssen sie – wenn sie sie überhaupt bekommen –
sehr schlecht bezahlte Jobs mit niedrigen Löhnen oder in prekären Verhältnissen
(z.B. „selbständige“ Essenslieferanten, …) annehmen. Sie haben also kein Geld,
keine Aussicht auf einen halbwegs gut bezahlten Job und keinen Zugang zum
sozialen Wohnbau. Damit haben sie oft keine andere Wahl, als die Angebote von
Spekulant:innen in den Abbruchhäusern anzunehmen. Ohne Dach über dem Kopf,
kein Arbeitsvertrag, kein Bankkonto, kein Leben.
In ihrer Not bleibt oft nichts weiter übrig, als sich auf halbseidene Angebote
einzulassen, meist ohne schriftliche Mietverträge, zu drastisch überhöhte Mieten –
meist in bar! zu bezahlen – für Wohnungen in entsetzlichem baulichen Zustand.
Das andere „Geschäftsmodell“ betrifft – das „klassische Modell“ der sogenannten
Absiedlungs-Spekulation. Häuser von Mauerwerk, die noch in einem guten Zustand
sind, werden zuerst vernachlässigt und dann werden Erhaltungsarbeiten nicht oder
sehr schleppend und unvollständig durchgeführt, bzw. erst nach Einschreiten der
Behörden. Ziel ist offensichtlich, die bestehenden Mieter:innen zu zermürben und
zum Ausziehen zu bringen, dann kann das Haus saniert und mit hohem Gewinn in
Form von Eigentumswohnungen wieder verkauft werden.
Spekulieren können wir nur über den Zusammenhang des Engagements im Fußball und den Immobiliengeschäften. Dass Herr El Nimr den FC Mauerwerk in die Bundesliga oder gar in die Champions League bringt, glaubt natürlich niemand. Die Tatsache, dass Mieten bar kassiert werden, würde gut zu manchen, in der Vergangenheit gängigen Praktiken im Fußball („brutto oder netto – egal, Hauptsache bar auf die Hand“) passen.
Aus diesen Gründen empfiehlt die FHT: kein Deal mit Mauerwerk!
Weiterführende Links:
https://www.derstandard.at/story/3000000239025/fc-mauerwerk-enorm-viel-zores-um-einen-fussballverein
https://ballesterer.at/2023/03/28/mauern-als-taktik/