Noch knallen keine Sektkorken (Beitrag aus der Alszeilen Ausgabe 9/15)

Für diejenige, die die Derby-Ausgabe der Alszeilen verpasst haben, möchten wir den folgenden Beitrag auch auf unserer Website online stellen. Der Text von Anhängervereinigung & den Freund_innen der FHT spiegelt die Meinung zum Status Quo punkto Rückführung wieder. Wenn die Vienna heute zum „Dörby of Love“ gegen den Sportklub auf den Rasen läuft, dann handelt es sich nur scheinbar um das Aufeinandertreffen zweier Traditionsvereine.

Während die alte Dame aus Döbling auf eine 120-jährige Geschichte zurückblicken darf, ist der Wiener Sportklub mit seinen 13 Jahren gerade einmal in der Pubertät angekommen. „Sportklub? 13 Jahre? Das kann nicht sein“ mag sich manche/r jetzt denken, „was ist mit dem 7:0 gegen Juve, das ist doch schon viel länger her!“. Stimmt schon. Auf den ersten Blick scheint sich tatsächlich nicht viel verändert zu haben: der Sportklub spielt in schwarz-weiß, das Wappen ziert die wehende Fahne und der Platz liegt draußen in Dornbach. Selbst die Fans meint man schon seit ewigen Zeiten zu kennen. Und doch gibt es da einen kleinen, aber feinen Fehler im Suchbild.
Bilderraetsel_WSCK

Im Herbst 2001, als es finanziell wieder einmal nicht zum Besten stand, wurde die Idee geboren, die Fußballsektion auszugliedern und als neuen, von Schulden befreiten  Verein weiterzuführen. Auch wenn auf eine detaillierte Schilderung der Vorkommnisse hier bewusst verzichtet wird, gibt es im Ergebnis seit damals zwei Vereine in Dornbach: den Wiener Sport-Club, der heute mit Fechten, Radfahren, Squash, Schwimmen und Wasserball aktiv ist; und den Wiener Sportklub, der seither für den schwarz-weißen Fußball verantwortlich zeichnet. Leider war die Trennung von „C“ und „K“ nicht immer vom Geiste der gemeinsamen Geschichte getragen, sondern wurden manch tiefe Gräben aufgerissen, die – so schien es manchmal – selbst mit all dem zerschlagenen Porzellan nur schwerlich zu füllen wären. So häufig über eine Rückführung des Fußballs in den WSC gesprochen wurde, so häufig scheiterten die Gespräche schon im Anfangsstadium.

Dass die Thematik 13 Jahre nach der Trennung auf der Prioritätenliste trotzdem noch immer ganz oben steht, ist nicht nur den Mitgliedern von WSC und WSK zu verdanken, die in den jeweiligen Generalversammlungen entsprechende Grundsatzbeschlüsse gefasst haben, sondern auch den beiden großen Anhängergruppen, die sich in all den Jahren dafür eingesetzt haben, dass zum einen die Brücken zwischen WSC und WSK nie abgebrochen wurden und zum anderen auch jene Anhänger mit der Thematik vertraut gemacht werden, die noch nicht so lange in Dornbach dabei sind. Sowohl die „Anhängervereinigung des WSC“ wie auch der „Verein FreundInnen der Friedhofstribüne“ sehen die Rückführung als zentrales Ziel ihrer Bemühungen, sind doch beide davon überzeugt, dass eine Überwindung der Gräben nicht nur aus sentimentalen oder psycho-hygienischen Gründen sinnvoll ist, sondern auch handfeste wirtschaftliche und sportliche Argumente dafür sprechen. Beide Fan-Gruppen, Friedhofstribüne und Anhängervereinigung, boten sich über all die Jahre ganz bewusst als Brücke zwischen WSC und WSK an und ließen ihre Unterstützung (auf der Tribüne und finanziell) nicht nur dem Fußball sondern gleichermaßen den verbliebenen Sektionen des WSC angedeihen. Auch Fan-Initiativen wie „Kommt’s z’samm“ oder „Zwei Vereine sind einer zuviel“ zeugen von dem Wunsch der Anhänger nach einem baldigen Ende der schwarz-weißen Schizophrenie.

Von der Sinnhaftigkeit einer Rückführung sind auch die VerhandlerInnen von WSC und WSK überzeugt, die seit Sommer 2014 einen neuen Anlauf unternehmen, aus den beiden Vereinen wieder einen werden zu lassen. Hier sind es insbesondere die wirtschaftlichen Kennzahlen des Fußballbetriebs, die über einen längeren Zeitraum im Detail zu prüfen sind, bevor eine Rückführung seriös angegangen werden kann. Nachdem sowohl die in den letzten Monaten aufgebaute Gesprächs- und Vertrauensbasis wie auch die vom WSK übermittelten und erläuterten Finanzdaten für den weiteren Verlauf der Gespräche zuversichtlich stimmen, wurde vor kurzem übereinstimmend vereinbart, in Detailverhandlungen hinsichtlich der Rückführung des Fußballbetriebs in den WSC einzusteigen. Sind die Rahmenbedingungen geklärt, müssen diese in Generalversammlungen den Mitgliedern vorgelegt und abgestimmt werden. Warten bis dahin müssen die Anhänger-Gruppen aber nicht, um ihre Position „Pro Rückführung“ zu vertreten, schließlich sind sie in den Vorständen von WSC und WSK mit je einem Mitglied direkt vertreten.

Noch ist es zu früh, die Sektkorken knallen zu lassen, noch heißt es Hürden zu nehmen. Doch man kann ohne Übertreibung behaupten, dass ein wiedervereinter Wiener Sport-Club heute näher ist als irgendwann in den letzten 13 Jahren. Und das ist ja schon einmal was.

_________________________________
Alle Ausgaben der Alszeilen gibt es auch als Download – und zwar auf wienersportklub.at

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Rückführung, WSC, WSK veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.