Für all diejenigen, die bei der Offenen Mitgliederversammlung verhindert waren, möchten wir hier eine Zusammenfassung liefern (nach bestem Wissen und Gewissen – falls es offensichtliche Mängel, Fehler, etc geben sollte, bitte um Info an freunde.der@friedhofstribuene.at).
Bitte um Entschuldigung, aber der eine oder andere wird bei der Lektüre wohl am tldr Syndrom scheitern.
Einziger Punkt der Veranstaltung am 13.6. war bekanntlicherweise das Thema Stadionsanierung – los geht’s:
Den Beginn machte WSK Präsident Huber, der nochmals einen kurzen Abriss der Geschehnisse seit Jänner 2011 lieferte – seit damals gab es 12 Termine bei den verschiedensten Institutionen und Ämtern (u.a. Rathaus, Bezirk,…), ohne dass seitens Bauträger jemals ein konkreter Plan geliefert wurde.
Jedenfalls – und das ist es wert festzuhalten: Frau Vbgm. Vassilakou verspricht, dass ohne die Zustimmung von WSK nichts passieren wird, so Udo Huber.
Anschließend betritt die Arbeitsgruppe Stadion (im folgenden Stadiongruppe) die Showbühne. Es beginnt bekannt und dennoch deprimierend: mit einem Kurzbericht über den katastrophalen baulichen Zustand unserer Heimstätte. Wichtig in diesem Zusammenhang: es geht nicht nur um die FHT, sondern eigentlich aufgrund der bestehenden Mängel um den gesamten Sportclub-Platz.
Bekanntlich musste die behördlich genehmigte Kapazität der FHT aufgrund dieser Umstände bereits auf knapp 1700 gesenkt werden, aber auch der Rest des Stadions ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei: während die FHT vollständig neu gebaut werden muss (Sanierung ist nicht mehr möglich), zollen auch die anderen Tribünen Gevatter Zeit und Mütterchen Witterung Tribut:
* Haupttribüne: Dach, Sitzplätze und Sanitäranlagen sind Sanierungsfälle
* Kainzgasse: Sanierung und Neugestaltung wäre nötig
* Blaue: Dach und Sanitärräume wären sanierungsbedürftig
Wieder einmal wird auf die grundsätzliche Zusage der Stadt Wien verwiesen, die eine Sanierung zugesagt hat – allerdings auf fehlende Geldmittel und das ARWAG Projekt als einzig vorliegendes Projekt eines Bauträgers verweist. Die Stadt Wien betont aber auch auch für andere Geldgeber offen zu sein (falls also jemand zufällig die eine oder andere Million übrig hat, sie wäre willkommen).
Anschließend werden die bereits erhaltenen Anmutungen, die die ARWAG im Juni 2011 bzw. im April 2012 übermittelt hatte, präsentiert. Beide sind wenig prickelnd (und sind auf www.stadion-hernals.at zu sehen).
Beide Entwürfe gehen in ihren Ausführungen nicht über 2 Stockwerke hinaus – und bieten damit nur ein halbes Bild, es soll ja für die ARWAG höher hinausgehen (vom Wunsch nach Bauklasse 4 ist die Rede – das müssten, wenn ich nicht irre – zirka 21 Meter sein, die die Sicht auf Friedhof und Schafberg zukünftig vollständig nehmen würden). Dazu gäbe sicherlich auch einen Aufschrei, da die Allee auf der Alszeile bei Bau eines Wohnhauses sicherlich nicht ungeschoren bleiben könnte.
Das zugesagte Modell der ARWAG, das schon beim letzten Mitgliedertreffen in den Katakomben vorgestellt hätte werden sollen, ist nach wie vor nicht da.
Dankenswerterweise hat die Stadiongruppe Uhu, Schere und Laubsäge ausgepackt und auf Basis der bisher vorliegenden Pläne das folgende Modell erstellt:
So – jetzt fällt vielen mal das Ladl runter (wie auch dem Schreiber dieser Zeilen bei der ersten Sichtung dieser Monstrosität):
* Damit stehen 5,5m Höhe der jetzigen FHT einer Höhe von lediglich 3,3 (!) m im Entwurf gegenüber.
* Die Kapazität würde sich dadurch auf 1350 verringern.
* Die Tribüne wäre durch den Spielereingang getrennt, was auch vmtl eine Sichtbeeinträchtigung darstellen würde.
* Der notwendige Zaun würde wohl die Sicht fast der gesamten FHT beeinträchtigen.
* Die Säulen sind vermutlich auch nicht durchsichtig (sag ich mal als architektonischer Laie).
Damit kommen wir mal zum Projekt ARWAG und den plus und minus-Punkten:
+ Die ARWAG würde es finanzieren
+ Räumliche Anforderungen des WSK sind in etwa berücksichtigt, auch wenn die Bundesliga Kompatibilität noch immer zweifelhaft ist.
Ein weiteres Plus ist niemandem eingefallen.
Die negativen Seiten überwiegen dafür:
– Kapazitätseinschränkung auf 1350 (!)
– Alszeilen Gastro wäre tot
– Anrainer würden wohl über kurz oder lang Lärm- und Lichtbelästigung geltend machen
– kein Raum für anderweitige Nutzungsformen (z.b. kulturell, sozial,…)
– katastrophal fürs Image
– es wäre bereits die zweite Umwidmung von Sport- in Wohnfläche am Sportclub-Platz
– Frage der Fluchtwege: falls diese noch nachgebessert werden müssten, ist anzunehmen, dass die Kapazität weiter verkleinert werden müsste
– durch das Wohnhaus würde eine weitere Entwicklungsmöglichkeit vollkommen und von vornherein ausgeschlossen – der Verein würde in seiner weiteren wirtschaftlichen Entwicklung nicht nur gebremst, sondern vermutlich schlicht und ergreifend gestoppt.
So weit, der Status Quo.
Dankenswerterweise hatten sich ja etliche Personen zusammengefunden, die seit März beachtliche 12 (!) Termine absolviert hatten.
Es ging in die konzeptionelle Arbeit der Stadiongruppe, die betonte, dass das Ziel ihrer Arbeit kein Alternativ-Modell, sondern vielmehr die Erstellung eines Arbeitspapiers ist, das den Weg zu einer Neukonzeption der Planung ebnen soll.
Eine Neuplanung, so der Tenor der Arbeitsgruppe, müsse Rücksicht nehmen auf die Besonderheiten des Sportclub-Platzes, die Geschichte, das Umfeld, die Bedeutung für die Gemeinschaft und solle idealerweise im Rahmen eines Bewerbs durchgeführt werden.
Im Rahmen eines Neubaues bzw. einer Sanierung müsse auf die bestehenden Besonderheiten eingegangen werden. So könnte es ein Vorzeigeprojekt im Bereich Grätzel-Entwicklung werden, die neben einer sportlichen auch eine kulturelle und soziale Komponente berücksichtigt (Football in the community, wie es Sabine Ettl – ebenfalls Mitglied Stadiongruppe – so treffend genannt hatte). Nicht zuletzt könne die Stadt Wien hier Gestaltungswillen für den öffentlichen Raum zeigen, der über rein finanzielle Zwänge hinausgeht.
Eine Gesamtkonzeption sollte im Zuge einer Neuplanung auch Dornbach Networks berücksichtigen. Das Wirtschaftsnetzwerk des Wiener SK erreicht mittlerweile eine Größenordnung, die über unternehmerische Sportklub-Fans hinausgeht, was aber wiederum bedingt, dass der Bezug der Mitglieder zum Wiener Sportklub gestärkt werden muss, um eine weitere positive Entwicklung zu ermöglichen, die Mitglieder enger an diese so wichtige Institution zu binden.
Einen idealen Boden für die Entwicklung von beispielsweise Seminar-, Veranstaltungs- und Besprechungsräumen, Büros,… böte die Kainzgasse (kombiniert mit Plätzen für Zuseher_innen – beispielsweise über den angesprochenen Räumen). Dornbach Networks könnte somit endlich eine Heimstätte am Sportclub-Platz finden.
Es folgt noch ein wenig Hintergrund zur Fankultur der FHT, um anschließend zu den Zielen der Stadiongruppe zu kommen.
Dieses Ziel der Stadiongruppe ist wie gesagt die Einleitung eines Prozesses, der die Sanierung unter Berücksichtigung finanzieller Zwänge auch für die Beteiligten (Verein, Fans, Anrainer,…) annehmbar macht.
Ein solches Konzept:
* sichert bestehende Qualitäten aller Beteiligten
* soll erlauben diese Qualitäten auszubauen
* sichert die Einzigartigkeit des Dornbacher Fußball-Biotops
* kann etappenweise umgesetzt werden
* berücksichtigt in der Entstehung das (gerade unter rot-grün) vielpropagierte Prinzip der Bürgerbeteiligung
Drücken wir der Stadiongruppe am 20.6. die Daumen – da sitzen die Beteiligten bei Frau Vizebürgermeister Vassilakou und präsentieren ihre Arbeit bzw. den Wunsch nach einer Vorgehensweise, die nicht nur die Bedürfnisse von Stadt und Bauträger, sondern auch die Bedürfnisse und Wünsche aller Betroffenen berücksichtigt (und nur so kann ein Konzept entwickelt werden, das dem Fußball in Dornbach eine Zukunft ermöglicht).
Einen Hinweis noch: gravierende Neuentwicklungen der neverendingstory Sportclub-Platz Sanierung gibt’s ab sofort auch auf www.stadion-hernals.at. Ebenso soll dort bald auch die gestrige Präsentation zu finden sein.
Journalistischen Ansprüchen genügt diese Zusammenfassung wohl nicht unbedingt, aber ich hoff, dass die Abwesenden damit dennoch einen Einblick in den Ablauf der Veranstaltung erhalten können.
Den hart und emsig arbeitenden Mitgliedern der Stadiongruppe möchte ich an dieser Stelle noch ein großes, ein fettes, ein herzliches Danke schön ausrichten. Es ist wahrlich nicht selbstverständlich soviel Zeit für diese Arbeit zu opfern – ich kann nur sagen: Chapeau!