Mit Peter Kohlhauser durfte ich nicht nur einen der Spieler interviewen, die wohl am längsten beim Verein spielen, ja, der sogar noch mit C am Trikot auflaufen durfte. Getroffen hab ich einen äußerst höflichen, überlegten und grundsympathischen Menschen – es bestätigt sich der Eindruck, den man von Peter gewinnen kann, wenn man ihn am Spielfeld beobachtet: abgeklärt, ruhig, überlegt und immer versucht mit fairen Mitteln zum Erfolg zu kommen (obwohl er meist in der Innenverteidigung spielt, begeht er extrem wenige Fouls, gelbe Karten kriegt er so gut wie keine). Kurz: es war mir eine große Freude! Das Interview wurde am 7.5.2014 geführt.
Erstmal recht herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Du bist ja quasi ein Dornbacher Urgestein – und ich glaub man kann es sagen – schon seit immer in Hernals (mit Ausnahme eines Leihjahres in Mistelbach in der Saison 2012/13).
Ja, ich bin seit meinem 6. Lebensjahr beim Verein.
Und wie bist Du dazugekommen?
Über meinen Vater, der war schon immer Sportclub-Fan.
Um nochmal auf das Jahr in Mistelbach zurückzukommen. Ich war damals einigermaßen enttäuscht, dass man Dir trotz toller Leistungen in der 1B nicht die Möglichkeit gegeben hat, am Ende der Saison (vor dem Wechsel) noch Einsatzminuten in der RLO zu sammeln, auch als Anerkennung Deiner Leistungen und Deiner langjährigen Treue zum Verein. Wie siehst Du das eigentlich rückblickend?
Es war einige Male so, dass ich damals schon die Rückmeldung bekommen hatte, dass ich dabei wäre. Und dann war es doch nicht der Fall. Wenn mich aber meine Erinnerung nicht trügt, dann war es damals schon vor dem letzten Match gegen FAC so, dass mein Wechsel feststand. Statt mir ist dann der Fuat (Anmerkung: Fuat Karacan) reingekommen ist.
Nicht, dass ich dem Fuat das missgönne, absolut nicht – aber gefreut hätte ich mich für Dich schon. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Du nach dem Abschied dann im letzten Sommer doch wieder zum WSK zurückgekommen bist. Wie hat sich das damals angebahnt?
Eigentlich wollte mich Mistelbach damals schon kaufen, es war alles abgemacht. Dann hat mich aber damals Norton (Anmerkung: Norton Radaj, damaliger sportlicher Leiter) mehrmals angerufen und hat mich überzeugt, dass Trainer Kraft auch jemand ist, der jungen Spielern eine Chance gibt. Ich hab dann eine Probewoche und ein Testmacht gemacht – mir hat es unter Kraft sehr gut gefallen, ich halte ihn für einen sehr guten Trainer. Und auf der Basis hab ich mich dann entschieden, dass ich höher spielen möchte, als Landesliga.
Du hast ja dann auch regelmäßig gespielt. 12 Einsätze im Herbst, darunter neun von Beginn an.
Ja, der Herbst war aus meiner persönlichen Sicht in Ordnung – aber natürlich waren es zu wenig Punkte für die Mannschaft.
Und dann kam der Winter – und ich war überrascht, dass Du auf einmal nicht mehr im Kampfmannschaftskader zu finden warst.
Ja, es war so, dass ich im Winter einen anderen Verein gesucht hab. Das hatte nichts mit dem sportlichen zu tun, sondern hatte einzig private Gründe. Ich hab dann auch von einigen im Umfeld gehört, dass sie mich dabei unterstützen würden, was aber dann leider doch nicht der Fall war. Selbst hab ich zugegeben wenig Kontakte in die Fußballszene – ich war ja mein ganzes Fußballerleben beim Sportclub (Anmerkung: bzw. natürlich auch beim Sportklub). Zu Mistelbach gab’s dann Kontakt, aber dazu kam’s dann leider doch nicht.
Warum – kennst Du da die Gründe?
Ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich wurde zwar angerufen, ganz sicher war ich mir aber nicht. Bei Mistelbach gab’s einen Trainerwechsel (Anmerkung: der Meistertrainer, unter dem souverän der Aufstieg geschafft wurde, wurde gewechselt). Ich war mir letzten Endes unsicher – am Ende hat es sich halt zerschlagen. Das war schade, aber das Tischtuch nach Mistelbach ist jedenfalls nicht zerschnitten.
Im Winter hast Du Dich dann entschieden, die Rückrunde mit der 1B zu spielen. Ein Schritt zurück ins zweite Glied, der mich doch überrascht hat. Ist er Dir schwer gefallen?
Naja, Norton hätte mir damals auch angeboten, dass ich wieder bei der Kampfmannschaft trainieren kann. Aber ich suche – ehrlich gesagt – weiter nach einem neuen Verein (Anmerkung: weiterhin aus privaten Gründen). Einfacher wäre es, wenn ich mir selbst gehöre, und das Ziel ist dann einfacher in der 1B zu erreichen. Ich möchte da einfach meinen eigenen Weg finden – es ist ja doch ein beträchtlicher Zeitaufwand in der Regionalliga.
Wie geht denn da der Verein mit Dir um? Klarerweise könnte da Dein Abgang auch erschwert werden.
Der Ingo Mach (Anmerkung: aktueller sportlicher Leiter) hat zu mir gemeint, dass es bei mir so sein könnte, dass ich gegen eine Leihgebühr wechseln darf. Da zähl ich auf dieses Wort. Und da hoff ich halt, dass es da keine Probleme gibt – aber die hatte ich auch mit Norton nicht. Zu mir war er jedenfalls immer korrekt.
Was sind denn Deine weiteren sportlichen Zielen?
Ich hab unter Kraft gemerkt, dass ich in der Regionalliga mithalten kann. Ich find’s – sowohl menschlich als auch sportlich – sehr schade, dass er nicht mehr beim Sportklub ist. Landesliga in NÖ wäre absolut interessant.
Positiv ist jedenfalls, dass ich von allen Trainer, die ich im Nachwuchs hatte, sehr positives Feedback erhalten hab. Vielleicht findet sich ja über deren Empfehlung ein Verein, in dem ich privates und sportliches gut verbinden kann. Ich tu mir halt schwer zu einem Ex-Trainer zu gehen und ihn zu fragen, ob er nicht einen Verein hat. Irgendwie ist mir sowas ehrlich gesagt unangenehm.
Aber es wird sich demnächst entscheiden, wohin Du gehst?
Ja, ich hab jetzt doch auch ein paar Gespräche – mal schauen. Am liebsten will ich jedenfalls spielen wie in Mistelbach. Ständiges Pressen, unabhängig vom Gegner, das gefällt mir und würde ich auch gern wieder spielen.
Wie siehst Du eigentlich die aktuelle 1B Situation – v.a. auch im Vergleich zur Situation vor Deinem Wechsel zu Mistelbach?
Da muss man so ehrlich sein und sagen, ja, da sind schon Welten Unterschied. Man merkt halt, dass der Kader zusammengewürfelt wurde und das Team sehr jung ist. In der Saison 2011/12 waren wir auch sehr jung, aber wir hatten den Vorteil, dass wir uns alle schon lange aus dem Nachwuchs gekannt haben. Der komplette 93er Jahrgang war auch immer schon ein sehr starker Jahrgang. Da ist sicherlich der Hauptunterschied, dass wir (Anmerkung: 93er Jahrgang) taktisch wesentlich besser geschult waren.
Ein gutes Stichwort – das fällt desöfteren auf, dass die taktischen Fähigkeiten, gerade im Zusammenspiel der Gruppe, zu wünschen übrig lassen.
Ja, zum Teil sind es Standardsachen, die man sicher mehr trainieren hätte können. Gerade auch Dinge wie das Verschieben in der Kette zum Beispiel. Peter und Tommy sind sicher gute Trainer, aber sie sind halt auch erst sehr kurz dabei, insofern kann man ihne da auch keinen Vorwurf. Und die Trainerwechsel davor bzw. die fehlende Vorbereitung im Sommer haben das sicher auch nicht leichter gemacht.
Das heißt in diesem Sommer muss also in der Vorbereitung auf die taktische Verbesserung ein Schwerpunkt gelegt werden?
Ja, das wird wohl so sein. Aber ich weiß auch nicht, wieviele 1B Spieler im Sommer noch bleiben werden. Es macht ja aktuell zugegeben weniger Spaß als noch in meiner letzten 1B Saison davor. Und es ist natürlich schon ein bisschen ein Problem, dass derzeit niemand in der 1B auch nur einen Cent kriegt. Da würd’s auch nicht um hohe Summen gehen. Aber 30 Euro für einen Sieg und z.B. einen 10er für ein Remis, das wären für so junge Burschen trotzdem Zeichen der Anerkennung. Vor allem, weil wir ja ohnehin nicht so viele Punkte holen. Im Detail hab ich aber noch nicht mit den anderen Spielern gesprochen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man mit einer kleinen Aufmerksamkeit die Motivation schon massiv steigern könnte. Es wäre einfach ein bisschen Wertschätzung, das zählt schon enorm viel.
Ich würde mich natürlich freuen, wenn alle für Gottes Lohn spielen würde, aber ich kann schon auch verstehen, dass gerade für junge Spieler eine kleine Siegprämie schon eine wichtige Sache sein kann. Gerade wenn man noch in die Schule geht, eine Lehre absolviert oder auch grad die ersten Schritte in die Eigenständigkeit geht.
Ja, das ist sicher wahr – ich bin z.B. grad von zuhause ausgezogen. Das kennt wohl jeder, dass dann selbst kleine Summen weiterhelfen.
Das bringt mich dann noch zu den Trainingsverhältnissen.
Ja, das ist auch nicht optimal. Wir haben z.B. erst seit kurzem Trinkflaschen beim Training, die Bälle, die wir hatten, waren einfach schlecht.
Hat sich das gebessert?
Ja, wir haben jetzt immerhin die Möglichkeit am Rasen zu trainieren, wenn wir am Wochenende auch am Rasen spielen. Neue Trinkflaschen haben wir auch bekommen. Es ist halt auch nicht einfach, wenn man kaum fixe Trainingszeiten hat, sondern die oft erst während der Woche erfährt.
Wie schaut’s eigentlich beruflich bei Dir aus?
Ich mach in einem Monat meine Matura und wollte eigentlich Versicherungsvertreter werden. Ich hab wirklich viele Bewerbungen geschrieben, war in einigen Endrunden, leider hat’s dann doch nicht geklappt.
Du möchtest also direkt danach arbeiten?
Ja, ich würde wirklich gern eine Lehre im Anschluss machen, sehr gern auch als Versicherungsvertreter. Aber ich würd halt gern sobald wie möglich finanziell auf eigenen Beinen stehen können. Eine Universität, so gut kenn ich mich, wäre wohl nix für mich. Mal schauen.
Ich wünsch Dir jedenfalls schon mal alles Gute für die Arbeitssuche – kurz würde ich noch gern aufs sportliche zurückkommen. Du wirkst am Platz immer unheimlich ruhig, abgeklärt – gerade in der jetzigen Mannschaft wirst Du aber stärker gefordert aus Dir rauszukommen, die junge Hintermannschaft auch zu führen. Fällt Dir das schwer oder gefällt es Dir auch das auszuprobieren,?
Ich bin charakterlich sicher eher ein ruhiger Typ. Mir haben auch viele Trainer gesagt, dass ich ruhig mehr am Platz eingreifen kann, dass ich zu ruhig bin. So richtig lautstark zu sein fällt mir schwer, aber bei der Mannschaft jetzt muss ich es ganz einfach machen, weil es notwendig ist.
Die sportliche Situation für jemanden mit Deinem Können ist natürlich derzeit schwer, aber ich denke mir, dass diese Notwendigkeit Dich mehr und lautstärker im Spiel einzubringen, etwas äußerst positives ist, das Du aus diesem Frühjahr noch mitnehmen kannst.
Es stimmt – ich war auch im Nachwuchs immer Abwehrchef. Da war es aber oft so, dass wir uns als Team immer gut verstanden habe und vieles an Kommunikation, wie in der aktuellen Situation, gar nicht notwendig war.
Wird da eigentlich aktuell Dein Input von den Jungen angenommen?
Nicht immer, aber es sind schon einige dabei, die lernen wollen. Oft wird aber konstruktive Kritik nicht angenommen, das ist leider schade. Was mich ganz besonders ärgert – und das fällt auch nach außen sicher öfter auf – ist, wenn man intern während des Spiels diskutiert. So was darf nicht sein.
Das kann ich nachvollziehen. Bei manchen muss ich ehrlich sagen, seh ich auch nicht den notwendigen Ernst. Nach Niederlagen während meiner persönlichen bescheidenen Karriere war ich nach dem Spiel nie gut drauf (Anmerkung: ich war entsprechend oft nicht gut drauf).
Es gibt da halt den Unterschied, ob ich weiß, dass ich es besser machen hätte können oder ob die anderen einfach besser waren und ich alles getan hab, was möglich war. Wenn ich weiß, dass wir besser spielen können, als wir’s gezeigt haben, dann ärgere ich mich auch unheimlich. Wenn aber der Gegner einfach besser war, dann muss man das einfach akzeptieren.
Falls jetzt der Ruf käme und Du nochmal für die KM gebraucht würdest, wärst Du dabei?
Ja, sicher. Ich hab ja auch mit Ingo Mach vereinbart, dass ich die Saison beenden werde – und daran halt ich mich auf jeden Fall.
Das freut mich zu hören – ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich auch einige Verpflichtungen in den letzten Jahren nicht unbedingt verstanden habe.
Es sind in den letzten Jahren einige Spieler geholt worden, die nicht das Zeug hatten, den Kader deutlich zu verstärken. Das hat mich ehrlich gesagt auch geärgert – Spieler wie der Rade (Josipovic) oder Dogas hätten in der Kampfmannschaft viel eher und deutlicher eine Chance bekommen müssen. Es ist vielleicht nicht der Hauptgrund, aber sicher auch einer der Gründe, warum ich dann doch den Verein verlassen möchte. Da kamen einige, bekommen Geld, setzen sich nicht durch und verstellen jemandem aus den eigenen Nachwuchs den Platz. Das hat auch einige andere frustriert, die z.T. Auch deshalb ganz aufgehört haben.
Wie siehst Du da eigentlich den Sprung in die RLO?
So groß find ich ihn eigentlich nicht. Man muss halt ein wenig Zeit und die Geduld bekommen, sich an das höhere Tempo, den größeren körperlichen Aufwand gewöhnen – das ist aber sicher nicht das große Problem. Man sieht es beispielsweise beim Kostic sehr gut. Der hat halt seine Chancen bekommen und ist jetzt voll dabei, hatte auch den Vorteil eines frühen Erfolgserlebnisses (Anm. Tor gegen Stegersbach). Ein Dogas hätte das wohl auch gekonnt, er hätte nur ein wenig Gewöhnungszeit gebraucht.
Man muss jedenfalls nicht nur körperlich spielen – das beste Beispiel bist ja Du für mich. Du bist ein sehr zweikampfstarker Verteidiger, der aber dennoch mit sehr wenigen Fouls auskommt.
Ja, ich versuche immer eine Lösung ohne Foul zu wählen. Gerade Standards in Strafraumnähe sind unheimlich gefährlich und schwer zu verteidigen. Ich hab – glaub ich – in meinem Fußballerleben nur ganz wenige Gelbe Karten bekommen. Ich glaub, das ist aber eine sehr gute Sache. (Anmerkung: v.a. wenn man immer vollen Einsatz zeigt, wie bei Peter der Fall).
Noch zu einer – für die Freund_innen der Friedhofstribüne – sehr wichtigen Frage: Verfolgt Du eigentlich die Vorgänge punkte WSCK? Ist das ein Thema oder möchtest Du Dich da eher raushalten?
Ich halte es da für mich eher so, dass ich mich bei Themen, wo ich mir nicht sicher bin, raushalte. Ich kenn zwar viele Geschichten, aber ich bin mir da einfach zu unsicher, was da wirklich passiert ist.
Zum Abschluss – was waren eigentlich die bisherigen sportlichen Höhepunkte in Deiner Laufbahn, woran erinnerst Du Dich besonders gern?
Für mich war zuerst mal jedes Jahr in dem ich mit dem 93er Jahrgang zusammengespielt hab, ein Highlight. Wir haben uns auf dem Platz und daneben super verstanden und sind auch noch viel in Kontakt. Und natürlich auch das Toto-Cup-Finale mit der 1B im Stadion. Das sagt wahrscheinlich eh jeder, der dabei war. Es hat so schön geregnet, der Rasen war perfekt, es war einfach schön.
Ich glaub, das ist ein schönes Schlusswort. Ich hoff, Du schaust auch nach Deinem wahrscheinlichen Abschied mal wieder am Sportclub-Platz vorbei, danke jedenfalls für Deine Zeit und das Gespräch. Auch im Namen der Freund_innen der Friedhofstribüne wünsch ich Dir sowohl sportlich als auch privat alles Gute.