Eine Woche vor Beginn der Regionalliga Meisterschaft 2015/2016 fand noch ein letztes Testspiel des Wiener SK, auswärts in Retz statt. Die Stadt Retz, berühmt für den Wein, aber auch architektonisch hat die Metropole des Weinviertels durchaus einiges zu bieten und ist als „Stadtmauernstadt“ durchaus eine Empfehlung sowie eine nähere Betrachtung wert.
Angeblich soll dort ja auch schon die eine oder andere Fernsehserie gedreht worden sein. Abgesehen von den üblichen Auswärtsfahrten nutze eine kleine aber feine „Vorababordnung“ von 3 Personen die Gelegenheit um gleich das ganze Wochenende in Retz zu verbringen.
Vom Bahnhof Floridsdorf sollte die Anfahrt am Freitag mit einer rund 60minütigen Fahrzeit keine allzu große Schwierigkeit darstellen und die vorab gebuchte Pension war auch recht schnell gefunden. Und hier setzte auch bereits der erste „wow“ Effekt ein. Ein altes historisches Gebäude, welches durch seine Zubauten und Ausstattungsutensilien eine durchwegs innovative Kombination zwischen Tradition und Moderne ausstrahlte, die durchaus zum „Innehalten“ einlud.
Kurz nach dem Bezug der Zimmer machte sich der Hunger bemerkbar und so wurde dem Schloßgasthof mit hauseigener Weinproduktion ein Besuch abgestattet. Auf der Speisekarte stach die „Retzer Rolle“ hervor. Im Prinzip ähnlich den Rindsrouladen, jedoch mit Schweinefleisch statt aus Rindfleisch gemacht. Es sollte sich als durchwegs neues und ungewöhnliches Geschmackserlebnis herausstellen. Eine absolute „Wucht“ war jedenfalls die Leberknödelsuppe.
Anschließend wollten wir eigentlich eine im Stadtzentrum befindliche Buschenschank aufsuchen. Hierbei stach, alleine schon vom Namen, die Lokalität „Zum rostigen Anker“ hervor, welche allerdings leider geschlossen hatte, wodurch wir mit dem „Stadtcafe“ vorlieb nahmen.
Noch am selben Abend hatten wir die Idee, die am Samstag aus Wien anreisenden Awayfans vom Bahnhof abzuholen und Ihnen ein paar Stamperl mit durchsichtiger Flüssigkeit bereitzustellen.
Somit wären wir bereits beim Samstag angelangt, welcher, nach einem ausreichenden Frühstück am Retzer Stadtplatz, seinen Beginn nehmen sollte. Lediglich die relativ zahlreichen und lästigen Wespen beeinträchtigten ein kleinwenig das kulinarische Vergnügen am Morgen. Allerdings war durchaus interessant zu beobachten, wie sehr diese kleinen fliegenden Tiere auf Schinken zu stehen schienen. Gegen die Gebühr von Euro 1,00 je Person gelangten wir noch zu den 128 Stufen, welche auf den Retzer Turm führten – alleine schon durch die bestechende Aussicht ein idealer Platz zum „Fotos machen“.
Mit rund 10minütiger Verspätung traf der Zug aus Wien schließlich in Retz ein. Nach dem ersten kleinen Begrüßungsumtrunk ging es dann zum Stadtplatz weiter. Der Großteil der „Awayfans“ nahm an einer, von der Reiseleitung organisierten Führung, im Retzer Erlebniskeller teil, welcher, so behauptet dies zumindest die Stadt Retz, zeitgleich der größte historische Weinkeller Österreichs ist. Wir jedoch entschieden uns dafür, bei einem am Stadtplatz befindlichen „Weinstandl“ zu verweilen. Bereits nach wenigen Minuten fuhr eine Hochzeitsrunde, angeführt durch einen Postbus, mehrfach über bzw. entlang des Retzer Stadtplatzes. Insbesondere der Postbus stieß bei den Einheimischen, ob des Fahrverbotes für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, welches auf weiten Teilen des Stadtplatzes gilt, auf wenig Gegenliebe. Dazu wurde uns erklärt, das die unter dem Stadtplatz befindlichen Weinkeller mehrheitlich mit Sand aufgeschüttet wurden. Solange dieser feucht ist, wären Belastungen auf den darüber befindlichen Straßen zwar „wurscht“, aber aufgrund des tagelang anhaltenden, eklatant heißen Wetters war man sich dessen am „Weinstandl“ nicht mehr so sicher.
Im Stadion selbst wuchs die Erkenntnis, das dieses Testspiel offenbar auf reges Interesse stieß, zumindest die Haupttribüne war ziemlich gut gefüllt. Aber vermutlich stand dies mit der am selben Abend stattfindenen Bausteinparty, einer doch recht groß und aufwendig organisierten Tombolaverlosung, in Zusammenhang. Die Retzer gewannen die Begegnung mit 4:1. Insbesondere die zweite Halbzeit hat den Verfasser dieser Zeilen schon ein wenig nachdenklich gestimmt. Vor allem die letzten 30 Minuten war die Abwehr des Wiener SK so gut wie nicht mehr vorhanden. Aber Testspiel bleibt Testspiel. In der ersten Runde gegen Parndorf wird eine nähere, realistischere erste Standortbestimmung in Ansätzen erkennbar werden.
Während der überwiegende Großteil der Awayfans den letzten Retourzug um 20.17 Uhr von Retz nach Wien nahmen, hatte die „Vorababordnung“ noch eine Nacht bzw. einen Tag zur Verfügung.
Möglicherweise dauert es ja, je nach dem, länger oder kürzer, aber irgendwann kommt der Sonntag mit Sicherheit – Unaufhaltsam. Nach dem Frühstück checkten wir aus unserem Gästehaus aus und begaben uns zum Bahnhof. Dort wird von der NÖVOG ein Nostalgiesonderzug von Retz nach Drosendorf betrieben, welcher am Samstag-, Sonn- und Feiertagen, in den Sommermonaten, jeweils 3x täglich verkehrt. Der Reblausexpress! Historische Waggons und eine ebenso in die Jahre gekommene Diesellokomotive vermitteln ein Reisegefühl wie zu „Großmutters Zeiten“ auf der rund 40 Kilometer langen Strecke „in`s“ Thayatal. Das ist „halt“ noch ein Zug, ein „cooler“ Zug – und nicht so ein neumodisches Klumpert (man möge diesen Ausdruck verzeihen, es ist ohnehin mit einem Augenzwinkern gemeint). Die Gepäcksfächer (Netze zwischen Metallgestänge) bieten Platz für Gepäck, was den Namen auch verdient. Dieses darf sogar größer als ein Laptop sein, um einen Vergleich zur Hinfahrt von Floridsdorf nach Retz zu ziehen. Besonders zu erwähnen ist der Heurigenwaggon im Reblausexpress. Regionale Winzer stellen Buffet und Getränke zur Verfügung und betreiben, in Kooperation mit einem sozialen Verein aus Hollabrunn, den Heurigenwagen. Ein durchwegs löbliches Unterfangen. Das Herz des Verfassers dieser Zeilen, jenes eines bekennenden Eisenbahn Enthusiasten, schlug bereits beim Anblick dieses Zuges höher.
Um Euro 19,00 erwarben wir schließlich im Zug das Ticket für die Hin- und Rückfahrt. Der dortige Reisebetreuer wusste mit zahlreichen geschichtlichen wie geographischen Gegebenheiten zu überzeugen. Vorbei an diversen, in einer malerischen Landschaft gelegenen, zahlreichen Stationen erreichten wir schließlich nach einer Fahrzeit von 75 Minuten Drosendorf. Eine weitere sogenannte „Stadtmauernstadt“
Dankenswerterweise war man so nett und bot uns die Gelegenheit, unser Gepäck in der dortigen Fahrdienstleitung versperrt, zwischenlagern zu können. Der Empfehlung unserer Zug Reisebegleitung folgend, suchten wir eine Gasthof Pension auf. Zu unserer Verwunderung war die dortige Essensausgabe lediglich auf Zeiten zwischen 12.00 Uhr und 14.00 Uhr sowie zwischen 18.00 Uhr und 21.00 Uhr beschränkt. Dafür erhielten wir dann die Aufklärung, das wir nur ja nicht annehmen sollen, das „Leute“ nach 14.00 Uhr „hackeln“. Freundlichkeit stand in dieser Gaststätte offenbar nicht sehr hoch im Kurs. Auch sonst wurde der Eindruck vermittelt, das man auf Umsätze keinen besonderen Wert zu legen schien. Die Bedienung kam, wenn überhaupt, alle heiligen Zeiten mal vorbei. Zwei neben uns befindliche Personen (Touristen) beschlossen jedenfalls eine andere Alternative zu suchen und gingen wortlos. Offenbar hatte das Personal dieser Lokalität wichtigeres zu bereden und so plauderte man dafür lieber untereinander in der Wirtsstube. Und ganz generell erschien es eigenartig, dass der/die einen zumindest Würstel serviert bekamen, während man andere Gäste mit der Information der geschlossenen Küche versorgte.
Schließlich wollten auch wir noch etwas Essen und suchten uns eine Alternative. An der Hauptstraße fanden wir diese in Form eines „Cafe“ mit einem äußerst netten, im Schatten gelegenen Gastgarten. Ich wusste nicht so recht was ich zu mir nehmen sollte. Ein „Beichtgeheimnis“ oder doch lieber das „Pranger Pfandl“?. Schließlich entschied ich mich für das „Pranger Pfandl“, eine Variation aus verschiedenen gegrillten Fleischsorten mit Pommes und Gemüse. Das Essen war durchaus passabel und die Bedienung war nett, höflich und freundlich. Zurück am Bahnhof erhielt der Reisebetreuer Feedback zu unseren Erlebnissen in Drosendorf. Dort erfuhren wir auch von der Vereinbarung mit dem „ersten Wirt“, hinsichtlich einer über den ganzen Tag offen zu haltenden Küche.
Und bei der Rückfahrt nach Retz genossen wir abermals den Heurigenwaggon sowie die Möglichkeit, auf der Plattform der Waggons rauchen zu können.
Aber wie dem auch sein, jedes noch so nette Wochenende geht einmal vorüber und so endete der Abend des Sonntag dort, wo der Nachmittag des Freitag begonnen hatte, in einer Gaststätte am Floridsdorfer Bahnhofs.
-km1316-
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